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Industrie guckt in die Röhre Exporte brechen ein

Die deutsche Wirtschaft rutscht immer tiefer in die Krise. Die Exporte brachen im Februar erneut um fast ein Viertel ein, während die Industrie den sechsten Monat in Folge weniger Aufträge einsammelte. Experten fürchten, dass sich die Rezession nochmals verschärft hat: Ökonomen von 21 Instituten und Banken rechnen für das gerade beendete erste Quartal mit dem stärksten Konjunktureinbruch seit 22 Jahren und erwarten erst am Jahresende wieder ein leichtes Wachstum.

Die Exporteure kämpfen wegen der weltweiten Wirtschaftskrise mit den schwersten Umsatzeinbrüchen seit fast 60 Jahren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verkauften die Firmen im Februar Waren im Wert von 64,8 Mrd. Euro ins Ausland - 23,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. "Das ist der zweitstärkste Rückgang seit Einführung der Statistik 1950", hieß es. Erst im Januar hatte es mit 23,2 Prozent ein Rekordminus gegeben.

Der Exportverband BGA sprach von einem "weltweit massiven Rückgang". Wegen der anhaltenden Nachfrageflaute befürchtet BGA-Präsident Anton Börner in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent. Es wäre das erste Minus seit 1993 und das größte seit Gründung der Bundesrepublik. Damit entwickelt sich der Export vom langjährigen Wachstumsmotor zum größten Bremsklotz der Konjunktur.

Ökonomen erwarten Wachstum im 4. Quartal

Gegen eine schnelle Trendwende spricht der Abwärtstrend bei den Industrieaufträgen. Die exportabhängigen Industriefirmen zogen im Februar 3,5 Prozent weniger Bestellungen an Land als im Vormonat - wobei die Auslandsnachfrage um 1,3 Prozent unterdurchschnittlich sank. Damit setzte sich die im September 2008 begonnene Negativserie fort. "Die Auftragslage ist derzeit insgesamt katastrophal", sagte Postbank-Analyst Heinrich Bayer. "Ihre Entwicklung lässt befürchten, dass auch die Industrieproduktion nochmals gesunken ist."

Angesichts der Schwäche bei Exporten und Produktion sind Ökonomen von Instituten und Bankhäusern pessimistisch für das gerade beendete erste Quartal. Sie rechnen im Schnitt mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung von 2,2 Prozent im Vergleich zur Vorperiode. Das wäre das größte Minus seit 1987. Ende vergangenen Jahres war das Bruttoinlandsprodukt bereits um 2,1 Prozent zurückgegangen. Im Frühjahr und Sommer rechnen die Experten mit einem weiteren Schrumpfen, das aber deutlich geringer ausfallen dürfte. Für das vierte Quartal wird ein Wachstum von 0,2 Prozent erwartet. Für 2009 insgesamt sagen die Experten ein Minus von 4,4 Prozent voraus - das wäre der stärkste Rückgang seit 60 Jahren.

DIHK hofft auf Stabilisierung

Im Jahresverlauf werden sich die Exporte dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zufolge angesichts der weltweiten Konjunkturprogramme und niedriger Zinsen wieder fangen. "Wir haben die Hoffnung, dass sie sich auf sehr niedrigem Niveau zu stabilisieren beginnen", sagte DIHK-Außenhandelschef Axel Nitschke. Für die Exportschlager Fahrzeuge und Maschinen dürfte die Nachfrage zwar schwach bleiben. Aber die Unternehmen böten auch viele Waren an, deren Nachfrage nicht so stark vom weltweiten Auf und Ab der Konjunktur abhänge - etwa Medizin- und Umwelttechnik. "Dafür gibt es nach wie vor gute Absatzmöglichkeiten", sagte Nitschke.

Unterdessen trübte sich die Stimmung bei kleinen und mittleren Betrieben weiter ein. Das Barometer der KfW-Bankengruppe und des Ifo-Instituts sank im März auf das Rekordtief von minus 22,7 Punkten. "Der Negativtrend beim mittelständischen Geschäftsklima ist ungebrochen", hieß es. Dabei beurteilten die Firmen ihre Lage erneut schlechter, die Erwartungen dagegen den dritten Monat in Folge etwas besser.

Quelle: ntv.de

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