Fusionspläne kosten Fiat benötigt Milliarden
05.05.2009, 11:16 UhrFiat braucht einem Zeitungsbericht zufolge mindestens zehn bis 15 Mrd. Euro, um seine Pläne mit Chrysler und Opel zu verwirklichen. Nach Angaben der italienischen Tageszeitung "Il Messagero" zufolge ist die Familie Agnelli dazu bereit, ihre Fiat-Beteiligung von derzeit 33 Prozent auf 15 bis 20 Prozent zu verringern.
An den Turiner Konzern seien bereits die Banken Morgan Stanley, Goldman Sachs, Citigroup, Merrill Lynch, JPMorgan, Credit Suisse, Deutsche Bank und UBS mit entsprechenden Angeboten herangetreten, heißt es in dem Blatt weiter.
Bei dem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte Fiat-Chef Sergio Marchionne sein Konzept vorgestellt. Demnach sollen Fiat, Chrysler und Opel zum weltweit zweitgrößten Automobilkonzern nach Absatzzahlen verschmolzen werden. Den Einstieg bei Opel sollen die europäischen Staaten mit Opel-Standorten in Form von Bürgschaften absichern. Marchionne schätzte den "finanziellen Überbrückungsbedarf" auf fünf bis sieben Mrd. Euro.
Stellenabbau unumgänglich
Fiat will alle vier deutschen Opel-Werke nach einer möglichen Fusion erhalten. "Wir wollen keines der vier Opel-Werke in Deutschland schließen. Ich brauche die Werke in der Zukunft, um genügend Autos zu bauen. Aber natürlich müssen die Belegschaften verkleinert werden. Das wird niemand ändern können", sagte Marchionne der "Bild"-Zeitung. Die Werke müssten effizienter werden.
Auf eine genaue Zahl beim Abbau von Arbeitsplätzen wollte sich der Fiat-Chef aber nicht festlegen: "Ich kann Ihnen heute aber noch nicht sagen, wie viele Mitarbeiter wir brauchen. Aber es werden weniger sein. Bitte vergessen Sie nicht: Der erste Rettungsplan von Opel selbst sah die Schließung von zwei Werken vor." Fiat will nach einem Einstieg bei Opel nach drei Jahren mögliche Staatsbürgschaften zurückzahlen. "Opel verbrennt derzeit Geld, deswegen haben sie um Staatshilfe gebeten. Deshalb muss der Staat mit Bürgschaften einsteigen. Das darf aber nicht zu lange dauern. Der Staat hat bei Opel auf Dauer nichts verloren. Wir müssen es ohne Steuergelder schaffen. Deshalb wollen wir die Bürgschaften in spätestens drei Jahren zurückzahlen", sagte Marchionne.
Skepsis überwiegt
Das Fiat-Konzept zur Fusion mit Opel ist in Deutschland mit Skepsis aufgenommen worden. Es werde sich zeigen, ob die Vorschläge tragfähig seien, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in der ARD. Mit Blick auf den von Fiat geplanten Superkonzern mit Chrysler und Opel sagte der CDU-Politiker: "Es gibt eine alte Erfahrung: Größe allein ist kein Wert." Vor allem der Nutzen der beabsichtigten Übernahme des US-Autobauers Chrysler durch Fiat sei ihm unklar. "Das war ja bisher, um es vorsichtig zu sagen, nicht die beste Adresse", ergänzte der Ministerpräsident, in dessen Bundesland das Opel-Werk Bochum liegt.
Nach Ansicht von SPD-Generalsekretär Hubertus Heil muss vorsichtig agiert werden, weil es auch um das Schicksal vieler Menschen gehe. "Bisher liegen da nur Überschriften vor und seit Montag auch ein Stück Verwirrung. Ich hoffe, das lässt sich schnell klären", sagte er bei n-tv.
Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel reagierte ebenfalls zurückhaltend. "Unsere Skepsis ist noch nicht ausgeräumt", sagte er der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Es blieben entscheidende Fragen ungeklärt. Der Betriebsrat kritisierte, dass der Fiat-Chef die Motorenfertigung in Kaiserslautern in Frage stelle. Von der Getriebeproduktion hingen auch in Bochum rund 600 Arbeitsplätze ab, warnte Einenkel.
Baldige Entscheidung erwartet
Marcionne hatte sein Konzept am Montag Guttenberg und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) vorgestellt. Guttenberg drang auf eine schnelle Entscheidung über die Zukunft Opels. Dies dürfe nicht auf ewig hinausgeschoben werden, sagte er im ZDF. Der Wirtschaftsminister hielt auch eine Entscheidung noch in diesem Monat für möglich.
Die Bundesregierung habe nach den Gesprächen mit dem Fiat-Chef keinerlei Vorfestlegung getroffen, betonte Guttenberg. Er sei "gespannt" auf das Konzept des österreichisch-kanadischen Autozulieferers Magna, der sich ebenfalls für Opel interessiert.
Quelle: ntv.de