Nach Chrysler-Deal Fiat heiß auf Opel
01.05.2009, 13:53 UhrNach dem Abkommen mit Chrysler nimmt Fiat-Chef Sergio Marchionne den deutschen Autobauer Opel ins Visier. "Nun müssen wir uns auf Opel konzentrieren. Sie sind unser perfekter Partner", sagte Marchionne der Zeitung "La Stampa" vom Freitag.
Die Italiener haben bereits Interesse an der deutschen Tochter von General Motors(GM) bekundet, ebenso wie der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna. Nach den Worten von Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz gibt es noch weitere interessante potenzielle Investoren. Der deutsche Autobauer will sich mit seinen rund 25.000 Beschäftigten von GM lösen und sucht dafür händeringend nach einem Investor.
Fiat "aggressiv" auf der Jagd nach Opel
Der Fiat-Konzern ist durch seinen Einstieg bei Chrysler nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer noch stärker am deutschen Hersteller Opel interessiert. "Fiat wird jetzt aggressiv die Opel-Linie verfolgen, um an die 3,3 Milliarden Euro Staatsgeld heranzukommen und den Chrysler-Deal abzufedern", sagte Dudenhöffer. Die Bundesregierung müsse daher besonders sorgfältig prüfen, ob Fiat nicht übertriebene Zusagen mache, um den Zuschlag für Opel zu bekommen.
Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen, sieht im Autozulieferer Magna den deutlich besseren Partner für Opel. Das österreichisch-kanadische Unternehmen sei vertrauenswürdig und hocheffizient und habe für Opel eine tragfähige Lösung. Mit der erwarteten Beteiligung russischer Magna-Partner wäre Opel unter anderem in einer besseren Position, um sich mit Russland einen Zukunftsmarkt zu erschließen.
Die jüngste Äußerung des Magna-Patriarchen Frank Stronach, der Zulieferer spreche nicht von einem Einstieg bei Opel, sieht Dudenhöffer gelassen. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass Magna nur einen relativ niedrigen Anteil an Opel übernehmen könne, allein schon wegen der Kundenbeziehungen zu anderen Herstellern. Es gehe hier vielmehr um eine "Koalition" mehrerer Partner.
Fiat und Chrysler passen zusammen
Zu Chrysler passe Fiat hingegen ausgezeichnet, betonte der Experte. Er rechne damit, dass der US-Autohersteller mit den Italienern als Partner das Insolvenzverfahren schnell verlassen kann. Die Allianz von Chrysler und Fiat sei für beide Seiten von Nutzen: "In den USA können die Chrysler-Kapazitäten in der Produktion und bei Händlern mit Modellen von Fiat und Alfa Romeo ausgelastet werden. In Europa kann Fiat mehr Fahrzeuge bauen, weil sie im US-Markt angeboten werden können." Der italienische Autobauer übernimmt zunächst 20 Prozent an Chrysler und kann später auf 35 Prozent aufstocken.
Fiat sei in einer grundsätzlich anderen Position als der ehemalige Chrysler-Mutterkonzern Daimler, der mit einer Sanierung des US-Autobauers gescheitert war. "Fiat und Chrysler sind auf Augenhöhe, bei der Technik und im Markt." Mit Daimler hätten die Amerikaner dagegen nicht zusammengepasst, weil die Synergien zwischen Premium- und Massengeschäft nur gering seien. "Es ist sehr schwer, Teile zu übernehmen." Beim Massenprodukt mache zum Beispiel ein teurer Motor den Preis kaputt. Und den Mercedes-Kunden habe man keinen Billig-Antrieb verkaufen können. "So haben Daimler und Chrysler auf unterschiedlichem Niveau gearbeitet und nie zueinander gefunden."
Quelle: ntv.de