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"Phoenix" statt "Football" Fiat lässt Luft raus

Fiat plant bei einer Übernahme des GM-Europageschäfts mit Opel laut Zeitungsberichten nun weniger Werkschließungen als zunächst angepeilt. Bei der Opel-Mutter General Motors (GM) wird unterdessen wieder ein Milliarden-Quartalsverlust erwartet. Die Bundesregierung bereitet angeblich schon einen Krisenplan für den Fall einer GM-Insolvenz vor.

Nach den Fiat-Plänen sollten ein Werk in England und ein Werk in Polen geschlossen werden, sagte der Unternehmensberater Roland Berger, der im Verwaltungsrat des Opel-Interessenten sitzt und in die Gespräche involviert ist, der "Financial Times Deutschland". Nach Informationen der Zeitung geht es dabei um die Standorte Luton und Tychy. Das deutsche Autoteile-Werk Kaiserslautern solle nicht geschlossen werden, betonte Berger. Fiat plane, den neuen Verbund aus Fiats Autosparte, GM Europa und dem Chrysler-Anteil innerhalb von drei Jahren an die Börse zu bringen, sagte der Unternehmensberater.

Nach Informationen des "Handelsblatts" will Fiat auch zwei eigene Fabriken schließen: Eine in Norditalien und eine in Süditalien. Die Werke in Rüsselsheim und Bochum sollten verkleinert werden, hieß es. Kleiner werden sollen dem Bericht zufolge auch die GM-Werke in Saragossa (Spanien), Trollhättan (Schweden) und Antwerpen (Belgien). Die Opel-Zentrale bleibe in Rüsselsheim.

Zwei statt zehn Werksschließungen

Nach "FTD"-Informationen bräuchte Fiats neuer Autobund Kredite von rund 6,4 Mrd. Euro: Opels Pensionsverpflichtungen beliefen sich auf 4,4 Mrd. Euro, weitere Schulden auf 2,0 Mrd. Euro.

Die Fiat-Pläne seien Teil des am Montag vorgelegten Konzepts "Project Phoenix", schrieben die Zeitungen. Das sei das Papier, das Fiat-Chef Sergio Marchionne am Montag der Bundesregierung vorgelegt habe. Der vorherige Plan "Project Football" habe die Schließung von zehn Werken in Europa vorgesehen. Fiat hatte zuvor eine solche Dimension zurückgewiesen.

Unterdessen bringt sich auch der zweite Opel-Interessent in Stellung, der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna. Im Verbund mit Opel ließen sich "sowohl Plattformen als auch wesentliche Module" miteinander teilen, argumentierte am Mittwoch der Co-Chef von Magna, Siegfried Wolf.

Fiat bekräftigte am Mittwoch auch das Interesse an der schwedischen GM-Tochter Saab. Dies sei eine interessante Gelegenheit, sagte Marchionne der Wirtschaftsagentur Bloomberg. Der Fiat-Chef kündigte in dem Interview zudem an, er werde den Plänen zufolge künftig auch Chrysler-Chef sein. Fiat will mit dem GM-Europageschäft rund um Opel sowie dem insolventen amerikanischen Autobauer Chrysler einen der größten Hersteller der Welt bilden.

GM will Anteil an Fiat

GM will im Gegenzug für einen etwaigen Verkauf ihrer europäischen und lateinamerikanischen Aktivitäten an Fiat möglicherweise bei dem italienischen Automobilhersteller einsteigen. Der US-Konzern strebe für diesen Fall einen Anteil von 30 Prozent an Fiat an, berichtet die "New York Times" am Mittwoch unter Berufung auf zwei mit den Verhandlungen vertraute Personen.

Nach Informationen der Zeitung sind sich die Autohersteller aber uneinig, da Fiat lediglich bereit ist, GM mit weniger als 10,0 Prozent einsteigen zu lassen. Weder Fiat- noch GM-Sprecher wollten den Zeitungsbericht kommentieren.

Milliardenverlust bei GM erwartet

Bei der Opel-Mutter GM wird unterdessen für das erste Quartal ein Minus von rund sieben Mrd. US-Dollar befürchtet. Es wäre der achte Quartalsverlust in Folge. GM legt die Zahlen am frühen Nachmittag europäischer Zeit vor. Auch angesichts schwieriger Verhandlungen mit den GM-Gläubigern rechne die Bundesregierung inzwischen intern fest damit, dass GM Ende Mai oder Anfang Juni einen Insolvenzantrag mit Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts beantragen müsse, schrieb die "FTD". Komme GM in die Insolvenz, gerate GM Europe sicher in Liquiditätsschwierigkeiten, warnte Berger in der "FTD". Die Zeitung schrieb, der Krisenplan der Bundesregierung sehe auch kurzfristige Liquiditätshilfen für Opel vor, um den Betrieb des Autobauers aufrechtzuerhalten.

Quelle: ntv.de, dpa / Dow Jones

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