Opel zu verschenken Finanzinvestoren dabei
20.04.2009, 18:04 UhrFür den Autobauer Opel interessieren sich wohl vor allem Finanzinvestoren. Von den sechs Interessenten für einen Einstieg bei der General-Motors-Tochter kämen lediglich zwei aus der Autobranche, verlautete aus Unternehmenskreisen.
Unter den Finanzinvestoren seien auch bekannte Beteiligungsgesellschaften, die weltweit wegen der Kreditkrise seit Monaten keinen großen Deal mehr stemmen konnten. Ein Insider sagte, die zwei strategischen Investoren stammten beide aus dem Ausland. Fiat ist dem Vernehmen nach nicht darunter, obwohl Analysten bei einem Zusammenschluss hohe Synergien erwarten.
Um möglichen Bietern einen Einstieg bei Opel schmackhaft zu machen, fordert die kriselnde Mutter GM Kreisen zufolge keinen Kaufpreis, sondern eine Einlage von mindestens 500 Mio. Euro in das neue Unternehmen. Der Rest der 3,3 Mrd. Euro, die Opel brauche, sollten Banken mit Hilfe einer Bundesbürgschaft sowie Opel-Händler und Arbeitnehmer beisteuern, sagte eine mit der Situation vertraute Person. "Ohne flankierende Maßnahmen des Bundes wird es keine Lösung für Opel geben", sagte ein Banker.
Task Force mischt mit
"Finanzinvestoren zu überzeugen, ist momentan sehr herausfordernd, aber machbar", sagte ein weiterer Banker. Die meisten dürften auf eine Mehrheit pochen, um das Sagen zu haben. Zumindest müssten Beteiligungsgesellschaften bei einem derartigen Modell nicht selbst Kredite heranschaffen.
Finanzkreisen zufolge will GM den Kreis der Opel-Interessenten bis Anfang Mai festzurren. Danach sollten mögliche Investoren Einblick in die Bücher erhalten, bevor verbindliche Angebote fällig werden.
Bei der Suche nach Investoren werde Opel auch von der Task Force der Bundesregierung Unterstützung erhalten, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Die private Investorensuche habe "Vorrang vor Staatshilfen, in welcher Form auch immer." GM-Chef Fritz Henderson hatte vergangene Woche von mindestens sechs seriösen Investoren gesprochen, die Interesse an Opel gezeigt hätten - darunter Finanzinvestoren und Firmen aus der Autoindustrie. Für das rund 50 Mrd. Euro schwere Konjunkturpaket der Bundesregierung hat sich Opel Kreisen zufolge noch nicht angemeldet. Das Unternehmen könnte daraus bis zu 300 Mio. Euro in Anspruch nehmen.
Die Opel-Mutter GM will im Zuge ihrer Sanierung in der laufenden Woche in den USA etwa 1600 Jobs von Festangestellten streichen. Dies sei Teil der weltweit 10.000 geplanten Stellenstreichungen, teilte der Konzern mit.
Forster "zwischen Baum und Borke"
Neben der Suche nach Investoren treiben auch die Opel-Händler ihre Pläne für einen Einstieg bei dem Autobauer voran. Sie wollen auf europäischer Ebene drei Jahre lang für jeden verkauften Neuwagen 150 Euro in einen Fonds einzahlen, der sich dann für 400 bis 500 Mio. Euro mit bis zu 20 Prozent an Opel beteiligen soll. Derzeit gebe es auch Überlegungen für eine Vorfinanzierung, sollte Opel das Geld sofort benötigen, sagte der Chef des europäischen Opel-Händlerverbands Euroda, Jaap Timmer in einem Reuters-Interview.
Dabei würden sich die Händler um einen Kredit bei Banken bemühen. Bislang haben sich 15 der insgesamt 25 europäischen Händlerverbände für eine Beteiligung an der Opel-Rettung ausgesprochen, darunter auch der Verband Deutscher Opelhändler (VDOH).
Spekulationen, wonach GM-Europachef Carl-Peter Forster wegen eines Interessenskonflikts im Zuge der Abspaltung Opels von GM seinen Posten räumen sollte, wies Timmer zurück. Die Händler seien sehr zufrieden mit der Arbeit von Forster und hätten volles Vertrauen zu ihm. Er sei der "einzige Mann, der das neue Opel-Unternehmen führen kann".
Über das Wochenende hatte ein Vertreter der Händlergruppe AVAG den früheren VW-Chef Bernd Pischetsrieder als neuen Opel-Chef ins Spiel gebracht. Forster stehe als Repräsentant der ungeliebten Mutter GM in Europa "zwischen Baum und Borke". Dies sei nur die Meinung eines Händlers, sagte Timmer. Aus Pischetsrieders Umfeld verlautete, er stehe für das Amt nicht zur Verfügung.
Quelle: ntv.de