Mercks Generika-Sparte Finanzinvestoren liebäugeln
12.01.2007, 12:56 UhrDas milliardenschwere Generikageschäft des Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck stößt Branchenkreisen zufolge auch bei Beteiligungsgesellschaften auf großes Interesse. Ein Kauf der Sparte wäre für Finanzinvestoren eine Premiere: Branchenexperten zufolge haben Private-Equity-Gesellschaften noch nie ein so großes Geschäft mit Nachahmermedikamenten übernommen.
"TPG, Permira und Cinven sind interessiert", sagte eine mit der Situation vertraute Person aus der Branche zu Reuters. Merck hatte vergangene Woche bestätigt, einen Verkauf seines Geschäfts mit Nachahmermedikamenten zu prüfen. Noch würden aber keine Gespräche mit potenziellen Interessenten geführt. Eine Entscheidung, ob sich der Konzern von der Sparte trennen will, soll noch im ersten Halbjahr fallen, wie Merck-Pharmavorstand Elmar Schnee kürzlich sagte. Permira und Cinven lehnten einen Kommentar zu den Angaben ab. Auch Merck wollte die Informationen nicht kommentieren. TPG war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Das "Handelsblatt" hatte zuvor ähnlich berichtet.
In Branchenkreisen wurde zuletzt ein Wert von vier Mrd. Euro für die Merck-Sparte als realistisch betrachtet. Als erstes Unternehmen aus der Branche hatte sich der indische Generikakonzern Ranbaxy vorgewagt. "Das ist ein gutes Unternehmen, und es ist ein gutes Geschäft", hatte Ranbaxy-Chef Malvinder Singh gesagt. Die Finanzierung einer solchen Übernahme könnte Ranbaxy im Zusammenschluss mit Private-Equity-Firmen stemmen. Ob Ranbaxy schon an eine Beteiligungsgesellschaft herangetreten sei, ließ er aber offen. Analysten halten es für wahrscheinlich, dass sich auch die Wettbewerber Teva aus Israel, die schweizerische Novartis, die französische Sanofi-Aventis-Gruppe sowie auch Actavis aus Island für das Geschäft interessieren.
In Finanzkreisen wird die Merck-Sparte als gut aufgestellt angesehen. Doch werde die Übernahme schon auf Grund der Größe für manche Interessenten nicht leicht zu stemmen sein, hatte es vergangene Woche geheißen.
Mit einem Verkauf der Sparte könnte Merck seine wegen der Serono-Übernahme drastisch gestiegene Schuldenlast reduzieren. Merck setzte im Geschäft mit Nachahmermedikamenten 2005 mit 5000 Mitarbeitern rund 1,8 Mrd. Euro um. Damit erwirtschaftete die Sparte fast ein Drittel des Konzernumsatzes von 5,9 Mrd. Euro. Die Darmstädter sind derzeit die Nummer vier der Branche. Primus ist Teva, gefolgt von der Novartis-Tochter Sandoz und dem US-Konzern Barr Pharmaceuticals. Die Merck-Sparte ist in mehr als 90 Ländern vertreten. Stark aufgestellt ist sie unter anderm in Frankreich und Portugal, aber auch in Großbritannien sowie im lukrativen US-Markt. Im pazifischen Raum ragen Australien und Neuseeland heraus.
Quelle: ntv.de