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Daimler, Chrysler, VW, Fiat, GM Finanzkrise trifft hart

Die Finanzkrise hat die internationalen Autobauer im festen Griff. Ohnehin durch den starken Euro und den schwachen US-Markt unter Druck gesetzt fegte die Finanzkrise noch das Verbrauchervertrauen weg – für Autos will noch kaum jemand Geld ausgeben. Die Autokonzerne reagieren nun: Prognosen werden zurückgeschraubt, Produktionen gedrosselt und Entlassungen im großen Stil vorbereitet.

Der erste Schock kam heute aus Stuttgart. Daimler hat angesichts schwacher Verkaufszahlen seine Gewinnerwartungen für dieses Jahr von sieben auf sechs Milliarden Euro gesenkt. "Wir stehen vor einer Situation, die sehr herausfordernd ist", erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Die Bankenkrise habe sich bereits auf die Realwirtschaft ausgewirkt und für eine "weltweite Verunsicherung der Konsumenten geführt".

Trennt sich VW von Leiharbeitern?

Auch bei der Konkurrenz aus Wolfsburg stöhnt man unter den "beinharten" Rahmenbedingungen. Neben dem starken Euro setzen Volkswagen auch die hohen Rohstoffpreise zu. Einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge will sich VW nicht mit der bereits eingeleiteten Drosselung der Produktion bei Seat, Skoda und VW-Nutzfahrzeuge begnügen: Offenbar wolle sich der Konzern zudem von einem großen Teil der 25.000 Leiharbeiter trennen, möglicherweise müssten sogar alle gehen. Dieser Bericht wurde von VW dementiert. Zum einen gebe es keinen strikten Plan, zum anderen gehe es in dem Bericht um eine Dimension von Leiharbeitern, die der Konzern in Deutschland gar nicht habe. Aber natürlich werde immer geprüft, ob Verträge mit Leiharbeitern gelöst werden müssten, hieß es.

Beim US-Autobauer General Motors werden dagegen bereits Entlassungen in allen Geschäftsbereichen geplant. Diese sollten bereits Ende des Jahres beziehungsweise Anfang 2009 beginnen, teilte der Konzern in einem Brief an Topmanager mit. Der größte US-Autohersteller hatte bereits im Juli angekündigt, die Zahl der Angestellten in Nordamerika um 15 Prozent zu verringern. Auch in den vergangenen Jahren hatte es zahlreiche Entlassungen gegeben. GM will bis Ende 2009 - vor allem durch Einsparungen - 15 Mrd. frisches Kapital zur Verfügung haben. GM benötigt dringend frisches Kapital, da es in den vergangenen Jahren Verluste von über 50 Mrd. Dollar angehäuft hat. Derzeit verbrennt der Konzern jeden Monat rund eine Milliarde Dollar. Deshalb plant GM auch den Verkauf von Anteilen, die zwei bis vier Milliarden Dollar einbringen sollen. Auf der Verkaufsliste steht unter anderem die Geländewagenmarke Hummer.

Einschnitte, wohin man blickt

In Schwierigkeiten ist auch die ehemalige Daimler-Tochter Chrysler. Der drittgrößte US-Autobauer hat im ersten Halbjahr einen Verlust von mehr als einer Milliarde Dollar erlitten. Chrysler kündigte wegen der dramatisch gesunkenen Nachfrage ebenfalls weitere Einschnitte in der Produktion an. Dadurch würden fast 2000 Stellen wegfallen.

Auch der Fiat-Konzern stellt sich angesichts der schwachen Konjunktur auf massive Einbußen im kommenden Jahr ein. Die Nachfrage nach Produkten des Unternehmens könnte 2009 um 10 bis 20 Prozent einbrechen, teilte der italienische Hersteller von Autos, Lastwagen und Landmaschinen am Donnerstag mit. Damit verbunden ist auch ein Gewinneinbruch. In diesem Jahr sieht sich Fiat noch auf Kurs.

Angesichts dieser Unternehmensmeldungen verdüstern sich die Prognosen für die gesamte Branche. Branchenexperte Willi Dietz, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft Geislingen, warnte, die Krise werde in der deutschen Autoindustrie bis 2015 einen massiven Stellenabbau von rund 10 bis 15 Prozent auslösen. Dies beträfe bis zu etwa 115.000 der derzeit rund 763.000 Beschäftigten in der deutschen Autoindustrie und den Zulieferbetrieben. Auch Kurzarbeit werde es in der Branche wieder häufiger geben, so Dietz. "Die Autoindustrie wird ihre Funktion als Beschäftigungsmotor künftig nicht mehr spielen."

Quelle: ntv.de

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