US-Immobilienkrise First Magnus macht dicht
17.08.2007, 08:30 UhrWegen der um sich greifenden Immobilienkrise in den USA hat eine der größten privaten Hypothekenbanken des Landes ihre Kreditvergabe eingestellt. First Magnus Financial erklärte, angesichts der zunehmenden Risikoscheu an den Finanzmärkten keine Investoren als Käufer für die Baudarlehen mehr zu finden. In Folge des Zusammenbruchs des US-Immobilienmarktes sind bereits zahlreiche Hypothekenfinanzierer Pleite gegangen. Auch US-Marktführer Countrywide Financial steckt in Liquiditätsnöten.
"Wir haben alle Optionen geprüft, aber wir haben keine praktikable Alternative zu diesem Schritt gefunden", erklärte First Magnus auf der Internetseite. Seit Mittwoch würden keine neuen Kredite mehr vergeben und keine Anträge mehr angenommen. Weitere Details etwa zur Liquiditätslage oder zu den Folgen der Kreditaussetzung nannte das Institut nicht. Das vor mehr als zehn Jahren gegründete Unternehmen mit Sitz in Tucson im Bundesstaat Arizona hat landesweit 300 Büros und beschäftigt mehr als 5000 Mitarbeiter. Im ersten Halbjahr war First Magnus die Nummer 16 der US-Hypothekenfinanzierer mit einem Baukreditvolumen von 17,1 Milliarden Dollar.
In den vergangenen Wochen hat sich die Krise am Hypothekenmarkt rapide verschärft. Die gesamte Branche leidet unter einer steigenden Zahl von Zahlungsausfällen der Schuldner, da die Zinslast stieg und zugleich die Häuserpreise nach einem jahrelangen Boom einbrachen. Dies macht Verkäufe der Hypothekenkredite an den Kapitalmärkten zunehmend schwieriger. Zudem werden Banken bei der Vergabe von Darlehen an Anbieter von Baufinanzierungen immer restriktiver. Die Folge: Dutzende Finanzinstitute haben sich 2007 von diesem Markt verabschiedet. Zudem stieg die Angst vor einer Ausweitung der Krise auf die gesamte Finanzbranche und damit vor einer Kreditklemme.
Die Krise trifft auch den größten US-Hypothekenfinanzierer Countrywide, der am Donnerstag ankündigte, zur Verbesserung der Liquiditätslage eine Kreditlinie über 11,5 Milliarden Dollar komplett in Anspruch zu nehmen. Befürchtungen vor einem Konkurs des Unternehmens ließen den Aktienkurs zwei Tage in Folge abstürzen. Countrywide drohen zudem drastisch höhere Kosten für die kurzfristige Mittel-Beschaffung an den Anleihemärkten.
Der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes ist mittlerweile längst zu einem globalen Problem geworden. Weltweit wurden zahlreiche Fonds, die am US-Hypothekenmarkt engagiert sind, nach massiven Wertverlusten eingefroren.
So stoppte die französische Großbank BNP Paribas vergangenen Woche bei drei Fonds, die vor allem in schlechter besicherte Hypotheken (Subprimes) investiert sind, die Auszahlungen an die Anleger. Der Chef der Sparte Vermögensverwaltung, Alain Papiasse, versuchte am Freitag zu beruhigen. Das Engagement in Subprimes und damit zusammenhängende Verluste seien überschaubar, sagte er. Ein negativer Einfluss auf die Quartalszahlen durch die eingefrorenen Fonds sei nicht zu erwarten.
Auch die US-Investmentbank Bear Stearns geriet wegen der Krise in Bedrängnis. Zwei Hedge-Fonds des Instituts verspekulierten sich mit Derivaten auf Subprimes und gerieten in Schieflage. Präsident Warren Spector musste deswegen gehen. Bear Stearns kündigte nun an, dass im Subprime-Bereich 240 Stellen gestrichen würden. Prominentestes deutsches Opfer der Krise ist die Mittelstandsbank IKB, die sich mit einem US-Fonds am Subprime-Markt verspekuliert hatte und durch Milliardenhilfen des Hauptaktionärs KfW gestützt werden musste.
Quelle: ntv.de