Einigung im Einzelhandel Flächentarifvertrag steht
10.07.2008, 18:01 UhrMit einer Einigung haben Vertreter der Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber den längsten Tarifkonflikt in der Geschichte des deutschen Einzelhandels beendet und den Flächentarifvertrag in der Branche gerettet. Die Beschäftigten bekommen rückwirkend von 1. April 2008 an drei Prozent mehr Geld. Die Laufzeit ist bis 31. März 2009.
Von 1. April 2007 bis 31. März 2008 gibt es eine Einmalzahlung von 400 Euro, Auszubildende bekommen 150 Euro. Das teilten Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter am Donnerstag in Gerlingen bei Stuttgart mit.
Die Spätzuschläge während der Woche bleiben unangetastet. Am Samstag sollen künftig Zuschläge erst ab 18.30 Uhr statt bisher von 14.30 Uhr an gezahlt werden. Gewerkschaft und Arbeitgeber werten die Einigung für die 220.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg als Pilotabschluss für die gesamte Branche mit bundesweit 2,7 Mio. Beschäftigten.
Stichwort Tarifvertrag
Der Flächentarifvertrag schafft gleiche Rahmenbedingungen für die Beschäftigten einer Branche in einer abgegrenzten Region. Er sieht Mindestregelungen für Löhne und Gehälter, Sonderzahlungen oder Arbeits- und Urlaubszeiten vor. Damit werden die Arbeitskosten auf ein ähnliches Niveau gebracht.
Ausgehandelt wird der Flächentarifvertrag von der für die Branche zuständigen Gewerkschaft mit dem Arbeitgeberverband. Rechtlich verbindlich ist er nur für die Mitglieder der Gewerkschaft und die Mitglieder des Arbeitgeberverbandes. Aber auch nicht tarifgebundene Betriebe orientieren sich in der Praxis oft am Flächentarif.
Die Arbeitgeber kritisieren oft, dass der Flächentarifvertrag zu starr ist und keine Rücksicht auf die Ertragskraft der einzelnen Unternehmen nimmt. Inzwischen gibt es aber in fast allen Branchen Differenzierungs- und Ö ffnungsklauseln, um den Flächentarif an betriebliche Bedürfnisse anzupassen. So erlaubt das "Pforzheimer Abkommen" der Metall- und Elektroindustrie befristete Abweichungen vom Flächentarif etwa bei Arbeitszeit und Sonderzahlungen.
2006 fielen nach Angaben des WSI-Tarifarchivs in Westdeutschland 65 Prozent der Beschäftigten unter einen Tarifvertrag, in Ostdeutschland waren es 54 Prozent. Zahlen für 2007 liegen den Angaben zufolge noch nicht vor. Im Einzelhandel ist die Tarifbindung in den einzelnen Bundesländern laut ver.di sehr unterschiedlich, in Baden-Württemberg liege sie derzeit bei knapp über 50 Prozent.
Quelle: ntv.de