Votrons Schicksal besiegelt Fortis kippt Chefsessel
12.07.2008, 15:57 UhrDer belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis wechselt seinen Vorstandschef aus. Jean-Paul Votron, der wegen der lange geheim gehaltenen Geldnot des Unternehmens in der Kritik steht, werde ab sofort vorerst durch seinen bisherigen Stellvertreter Herman Verwilst ersetzt, teilte Fortis zum Wochenschluss mit. Zugleich habe das Führungsgremium entschieden, intern und extern nach einem neuen CEO zu suchen, der den Konzern langfristig leiten solle. Verwilst habe indes das Zeug dazu, den Konzern "in dieser herausfordernden Zeit und Umfeld" zu leiten. Der Wechsel an der Spitze müsse noch von der belgischen Finanzaufsicht und der niederländischen Zentralbank abgesegnet werden.
Votrons Schicksal galt bereits seit einigen Tagen als besiegelt, da er zunehmend in die Kritik der Anleger geraten war. Fortis hatte Ende Juni völlig überraschend angekündigt, seine angeschlagenen Finanzen mit einer Kapitalerhöhung und Dividendenkürzungen um mehr als acht Milliarden Euro aufzubessern, um die von der Finanzkrise aufgerissenen Löcher zu stopfen. Die Aktien fielen am Tag der Ankündigung um fast 20 Prozent.
Anleger sind vor allem erbost darüber, dass Fortis zuvor immer wieder behauptet hatte, die Finanzen seien solide und eine Änderung der Dividendenpolitik nicht geplant. Aktionäre forderten deshalb eine außerordentliche Hauptversammlung und drohen dem Management mit juristischen Schritten. In einem Zeitungsinterview mit dem "Het Financieele Dagblad" (Samstagausgabe) verlangte die niederländische Aktionärsschutzvereinigung VEB nun auch den Rücktritt von Direktoriumschef Maurice Lippens.
Mit ein bisschen Hilfe der Chinesen
Fortis macht derzeit nicht nur die Finanzkrise zu schaffen: Das Institut braucht auch Geld, weil es für 24 Mrd. Euro Teile des ehemaligen Rivalen ABN Amro gekauft hat und nun integrieren muss. Der Konzern hat sein Kapital angesichts der Kreditkrise bereits verstärkt, indem er einen fünfprozentigen Anteil der Gruppe und die Hälfte seiner Vermögensverwaltung an die Chinesische Ping An Insurance verkaufte.
Quelle: ntv.de