Nach Atticus-Intervention Francioni streichelt Aktionäre
11.05.2007, 11:21 UhrDie Deutsche Börse geht auf ihre kritischen Aktionäre zu. Der Frankfurter Börsenkonzern will sich selbst in der Möglichkeit beschneiden, größere Zukäufe in Zukunft über eigene Aktien ohne die vorherige Zustimmung ihrer Anteilseigner zu finanzieren. Deshalb ziehe die Börse ihren ursprünglichen Antrag auf Erhöhung des genehmigten Kapitals zurück, sagte Vorstandschef Reto Francioni am Freitag auf der Hauptversammlung in Frankfurt am Main.
Hintergrund ist die Kritik wichtiger Aktionäre an der geplanten Übernahme der US-Optionsbörse ISE. Der größte Aktionär der Börse, der US-Hedgefonds Atticus, hatte die Börse dafür scharf angegriffen, weil er nicht vorab informiert worden sei, und den Deal ablehnt. Für den Fall einer neuen Transaktion ohne vorherige Zustimmung der Anteilseigner hatte Atticus mit einer außerordentlichen Hauptversammlung und der Abwahl des Aufsichtsrats gedroht.
Die Börse hatte ursprünglich vorgehabt, sich die weitere Ausgabe von 14 Millionen neuer Aktien von der Hauptversammlung genehmigen zu lassen. Dieses so genannte genehmigte Kapital soll nun bei knapp 20 Millionen Aktien bleiben. Durch den geplanten Aktiensplitt -an dem nicht gerüttelt werden soll -engt sich damit der finanzielle Spielraum der Börse durch Ausgabe neuer Aktien deutlich ein.
Übernahmepläne verteidigt
Francioni verteidigte die geplante Übernahme der ISE als wichtigen strategischen Schritt für die Deutsche Börse. "Die Übernahme der ISE ist eine wichtige Investition in unser künftiges profitables Wachstum im hochattraktiven Derivatemarkt zu einem Preis, der Wert schafft." Der Kauf sei ein Meilenstein für die Börse. Die Frankfurter wollen umgerechnet rund zwei Milliarden Euro für die Börse zahlen. Da dafür nun weniger eigene Aktien als Akquisitionswährung zur Verfügung stehen, steigt der Anteil an fremden Mitteln, der für den Kauf nötig ist. Wie die Börse bereits früher mitgeteilt hatte, soll das Gros davon über einen Überbrückungskredit finanziert werden.
Francioni bekräftigte, dass die 2005 begonnenen Ausschüttungen an die Aktionäre wegen der Übernahme der ISE lediglich ausgesetzt und in der zweiten Jahreshälfte 2008 wieder aufgenommen werden sollen. Bislang hat die Börse rund 1,9 Milliarden Euro an ihre Aktionäre verteilt. Darüber hinaus solle die aggressive Dividendenpolitik fortgesetzt werden. Für 2006 will der Konzern seinen Anteilseignern 3,40 Euro je Aktie zahlen. Die Aktie der Börse gab am Freitagvormittag um knapp 1,6 Prozent nach.
Quelle: ntv.de