Wechsel im TUI-Aufsichtsrat Fredriksen ausgebremst
28.04.2008, 16:03 UhrWenige Tage vor der Hauptversammlung hat TUI die Pläne des streitlustigen Großaktionärs John Fredriksen zum Ausbau seiner Macht bei dem Reise- und Reedereikonzern durchkreuzt. Ein Vertreter des zu TUI-Chef Michael Frenzel haltenden russischen Großaktionärs Alexej Mordaschow ist in den TUI-Aufsichtsrat eingezogen. Wladimir Jakuschew habe das Mandat des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Franz Vranitzky übernommen, teilte TUI mit.
Damit läuft Fredriksens Versuch zunächst ins Leere, zwei Sitze im Aufsichtsrat zu besetzen. Der norwegische Reeder gab sich aber kämpferisch. "Wir können jemand anders bitten, zurückzutreten", sagte sein Vertrauter Tor Olav Troim in einem Interview mit Reuters. Fredriksen wollte auf dem Aktionärstreffen am 7. Mai Vranitzky und den Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Krumnow absetzen lassen und anschließend sich selbst und Troim in das Gremium wählen lassen. Das ist nun nicht mehr möglich, da Vranitzky nicht mehr im Aufsichtsrat sitzt. Weil Jakuschew erst nach Ablauf der Frist für Anträge zur Hauptversammlung in den Aufsichtsrat bestellt wurde, kann das Plenum ihn erst 2009 bestätigen oder ablehnen.
"Es gibt immer eine Möglichkeit", sagte Troim dazu. Eine juristische Auseinandersetzung um die Besetzung des Aufsichtsrats wolle Fredriksen aber nicht führen. "Die Hauptsache ist, dass Herr Krumnow geht", sagte Troim. Jemand müsse die Verantwortung für die schlechte Entwicklung von Geschäften und Aktienkurs der TUI übernehmen.
Weiter offen für Fredriksen als Aufsichtsrat
TUI ist nach eigenen Angaben weiter offen dafür, Fredriksen einen Sitz im Aufsichtsrat zu gewähren. "Jeder Großaktionär hat das Recht, im Aufsichtsrat vertreten zu sein - aber nicht mit der Brechstange", hatte Frenzel am Wochenende gesagt. Fredriksen hatte den einen Aufsichtsratssitz, den ihm TUI schon vor Wochen angeboten hatte, stets abgelehnt - "weil sich dadurch nichts geändert hätte", wie er in einem Zeitungsinterview sagte.
Fredriksens Misstrauen gegen Mordaschow dürfte sich nach der jüngsten Aktion verschärfen. "Herr Mordaschow hat uns signalisiert, unser Vorgehen zu unterstützen. Dann auf einmal macht er einen Rückzieher, stockt seine Anteile auf und bekennt sich öffentlich zum Management", sagte er dem Blatt. "Wir würden zumindest auf der Hauptversammlung gern wissen, was Mordaschow für seine Unterstützung bekommen hat." Frenzel und Mordaschow hatten vor kurzem gemeinsame touristische Projekte in Russland vereinbart.
Der 36-jährige Jakuschew ist Manager und Partner von Mordaschows Beteiligungsgesellschaft S-Group. Von 2003 bis 2006 war er in Mordaschows Stahlkonzern für das operative Bergbau-Geschäft zuständig. Die S-Group hält zehn Prozent der TUI-Anteile.
Quelle: ntv.de