TUI-Chef verteidigt Kurs Fredriksen unterliegt
13.05.2009, 21:10 UhrDer streitbare TUI-Großaktionär John Fredriksen ist mit seinem Antrag auf Abwahl von Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow auf der Hauptversammlung des Reisekonzerns erneut unterlegen. Mit 65 Prozent Gegenstimmen konnte sich der Norweger gegen die Unterstützer der TUI-Spitze in Hannover nicht durchsetzen. In einer weitgehend überraschend sachlichen Debatte hatte TUI-Chef Michael Frenzel zuvor seinen Kurs gegen die Kritiker verteidigt.
Das Unternehmen sei trotz roter Zahlen im vorigen Jahr "im Kern gesund". 2009 rechne der Vorstand wieder mit einem Gewinn. Mit dem Verkauf der Mehrheit der Reedereitochter Hapag-Lloyd sei der Konzern auch finanziell gestärkt. Das finanzielle Polster gelte es angesichts der Wirtschaftskrise jetzt zu erhalten. Frenzel bot Fredriksen zugleich neue Gespräche an, um die Probleme "offen und ehrlich" zu besprechen.
Der norwegische Großaktionär, der nach Angaben seines Vertrauten Tor Olav Troim inzwischen 18 Prozent der Anteile hält, hatte erneut zum Sturm auf die TUI-Spitze geblasen. Er wollte selbst gemeinsam mit Troim in den Aufsichtsrat einziehen.
Neue Strategie verlangt
Troim hatte in der Debatte die Unternehmensführung scharf kritisiert. Vor der Aktionärsversammlung bot er auch eine Kapitalspritze für eine Weiterentwicklung des Reisekonzerns an und forderte eine neue Strategie. Fredriksens Engagement sei "auf Dauer angelegt". Die wirtschaftliche Situation des TUI-Konzerns sei aber bedrohlich. "Ich fürchte, die Situation könnte in drei Jahren so aussehen, dass das Unternehmen den Gläubigern gehört - und Aktionäre und Arbeitnehmer mit leeren Händen dastehen", sagte der Norweger. Die Aktie sank zeitweise um fast acht Prozent auf nur noch knapp über sechs Euro.
Krumnow sagte, er bedauere, dass es nicht gelungen sei, zu einer Verständigung mit Fredriksen zu kommen. Der Abwahl-Antrag sei aber aus Sicht des Aufsichtsrates der falsche Weg.
Der europäische Marktführer TUI leidet wie die gesamte Branche wegen der Wirtschaftskrise unter einer sinkenden Nachfrage nach Urlaubsreisen. Um Ergebnis und Preise zu halten, hat TUI die Kapazitäten gekürzt. Bei TUI Deutschland wurde Kurzarbeit eingeführt. Im ersten Quartal 2009 schrieb TUI nur wegen eines Buchgewinns von knapp einer Mrd. Euro aus dem Hapag-Lloyd-Verkauf schwarze Zahlen.
Frenzel versicherte den Aktionären aber, die in Aussicht gestellte Sonderdividende aus dem Hapag-Lloyd-Verkauf sei nicht vergessen. "Sobald wir in einem erfreulicheren Finanzmarktumfeld neue Spielräume sehen, werden wir diese auch für eine Beteiligung unserer Aktionäre nutzen."
Quelle: ntv.de