Gewinneinbruch Freenet enttäuscht
07.08.2008, 12:05 UhrDer Telefonanbieter Freenet hat vor seiner entscheidenden Hauptversammlung einen Gewinneinbruch verzeichnet. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) schrumpfte binnen eines Jahres von 70,5 Mio. auf 53,7 Mio. Euro, wie das im TecDax notierte Unternehmen mitteilte. Den Einbruch erklärte Vorstandschef Eckhard Spoerr neben höheren Aufwendungen für die Kundengewinnung mit Rückstellungen für Aktienoptionen. Der Umsatz sackte von 467 Mio. auf 435 Mio. Euro ab und der Überschuss von 39,9 auf 10,2 Mio. Euro. Mit dem Zahlenwerk verfehlte das Unternehmen die Erwartungen des Marktes deutlich.
Bereits in den vergangenen Tagen hatte Freenet in einem Wertpapierprospekt einen Ergebniseinbruch einräumen müssen, was die Aktie unter Druck gesetzt hatte. Mit einer Prognose für das laufende Geschäftsjahr hielt sich Freenet zunächst zurück. Bislang wurde nur mitgeteilt, dass in den kommenden Quartalen mit Ergebnisbelastungen gerechnet werde. Experten erwarten, dass sich Spoerr auf der Hauptversammlung am Freitag über die Erwartung für 2008 äußern wird.
Die Zahl der DSL-Kunden verringerte sich im zweiten Quartal um 90.000 auf 1,1 Mio., während die der Handy-Nutzer um 170.000 auf rund 5,9 Mio. anzog. Freenet will sich künftig auf das Mobilfunkgeschäft fokussieren und hat dazu den größeren Wettbewerber Debitel erworben, was von den Großaktionären United Internet und Drillisch scharf kritisiert wird.
Auf der Hauptversammlung will sich Spoerr zu den Hintergründen der Akquisition äußern. United Internet und Drillisch drängen hingegen auf eine Ablösung der Freenet-Führung. Teil der Neuausrichtung ist der Verkauf des DSL-Geschäfts, an dem einige Unternehmen Interesse angemeldet haben. Als mögliche Bieter gelten neben United Internet auch Versatel und Vodafone/Arcor.
Der Freenet-Aufsichtsratschef Helmut Thoma erwartet in dem Streit einen klaren Sieg der amtierenden Führung auf der Hauptversammlung. "Es sieht so aus, als gäbe es eine solide Mehrheit für die Verwaltung", sagte Thoma der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Thoma sieht neben der Beteiligungsgesellschaft Permira auch den britischen Investmentfonds Hermes als Verbündeten. Drillisch-Chef Pascalis Choulidis sagte hingegen: "Hermes wird den Ausschlag geben. Und nach meinen Kenntnissen hat sich Hermes noch nicht entschieden." Spekulationen, Spoerr werde nach dem geplanten Verkauf der DSL- Sparte vom bisherigen Debitel-Chef Dirk Steil abgelöst, bezeichnete Thoma als haltlos."Eckhard Spoerr führt das Unternehmen, und das wird auch nach dem DSL-Verkauf so bleiben. Es gibt keinen Plan, Spoerr abzulösen, das sieht auch Permira so", sagte Thoma.
Quelle: ntv.de