Sie bewegen sich doch GDL prüft und streikt nicht
21.11.2007, 06:55 UhrNach wochenlanger Weigerung hat die Bahn der Lokführergewerkschaft GDL im Tarifstreit nun doch ein neues Angebot unterbreitet. Die Gewerkschaft kündigte eine eingehende Prüfung bis Montag der nächsten Woche an und will bis dahin nicht streiken. Der Hauptvorstand werde am Montag entscheiden, "ob wir auf der Basis dieses Angebots in Verhandlungen eintreten werden", sagte GDL-Chef Manfred Schell am Mittwoch in Frankfurt am Main. Die Bahn erklärte, es handele sich um "ein deutlich verbessertes Angebot". Zum Inhalt machten beide Seiten keine Angaben und verwiesen auf das vereinbarte Stillschweigen. Bahnchef Hartmut Mehdorn erklärte: "Wir sind ab sofort jederzeit und an jedem Ort zu Verhandlungen bereit."
Die Vorstände beider Tarifparteien hatten am Dienstag ihre Gespräche wieder aufgenommen. Die GDL muss nun entscheiden, ob ihr die neue Offerte ausreicht, um in Verhandlungen einzutreten. Während dieser würde es wegen der geltenden Friedenspflicht weiter keine Streiks geben.
Die GDL hat mit einem unbefristeten Ausstand im Personen- und Güterverkehr für den Fall gedroht, dass das Unternehmen kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegt. Die GDL fordert neben Gehaltsverbesserungen auch weiter einen eigenständigen Tarifvertrag. "Das ist das A und O, da können wir auch keine Luft rauslassen", sagte der Vorsitzende des GDL-Bezirks für Berlin und Brandenburg, Hans-Joachim Kernchen. Er verwies auf die Beschlusslage seiner Gewerkschaft. "Hier steht die Glaubwürdigkeit unseres Tuns auf dem Spiel." Wenn es zu diesem Punkt jedoch von der Bahn ein deutliches Signal gebe, könne man über die finanzielle und arbeitszeitrechtliche Ausgestaltung reden.
Auch der nordrhein-westfälische GDL-Bezirkschef, Frank Schmidt, betonte, ein spezieller Tarifvertrag sei für die GDL nach wie vor wichtig. Letztendlich sei jeder Abschluss aber ein Kompromiss, sagte er im WDR.
Gei ßler: Eigenständiger Tarifvertrag möglich
Der CDU-Politiker Heiner Geißler, der zusammen mit dem ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) als Mediator im Bahn-Tarifkonflikt bereits einen Einigungsversuch unternommen hatte, sieht die Lage vorsichtig optimistisch. "Entscheidend ist, dass die Deutsche Bahn der Gewerkschaft einen eigenständigen Tarifvertrag anbietet", sagte Geißler der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen". Das sei entgegen anderslautender Behauptungen möglich, ohne dass das Unternehmen infrage gestellt wird.
Wenn Gruppen von Beschäftigten ihre eigenen Belange berücksichtigt wissen wollen, führt nach Ansicht Geißlers keine Möglichkeit an einem gesonderten Tarifvertrag vorbei. "Das ist ein Weg der Zukunft", sagte der langjährige CDU-Generalsekretär der Zeitung. Ein gegenseitiges Hochschaukeln der Gewerkschaftsforderungen dürfe es nicht geben.
DGB-Chef Michael Sommer kritisierte die Forderungen der GDL nach einem eigenen Tarifvertrag scharf. Es müsse in Deutschland weiter das Prinzip "ein Betrieb, eine Gewerkschaft" gelten, sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wenn man nur auf seine eigene Klientel schaut, hat das mit Solidarität wenig zu tun."
Transnet tritt auf den Plan
Die anderen Bahngewerkschaften haben Nachforderungen angekündigt, falls die Lokführer einen höheren Abschluss erreichen als sie. Dazu wollen sie notfalls ebenfalls in den Streik treten. Transnet-Chef Norbert Hansen warnte im Sender n-tv nach einem Gespräch mit Mehdorn und Bahn-Personalvorstand Margret Suckale: "Alles, was mit der GDL abgeschlossen wird und andere Beschäftigte in ihrer Erwartungshaltung genauso betrifft, wird den Konflikt nur verlängern und nicht beenden."
Quelle: ntv.de