Bahn-Tarifrunde abgebrochen GDL verlässt den Tisch
19.12.2007, 16:27 UhrDie Lokführergewerkschaft GDL hat die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn am Mittwoch überraschend abgebrochen. Das teilte die GDL ohne Nennung von Gründen mit. Der GDL-Vorsitzende Manfred Schell sagte ein für Mittwochabend angesetztes Spitzengespräch aller Gewerkschaftschefs mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bahn, Hartmut Mehdorn, ab. Die Bahn reagierte mit Unverständnis auf den Schritt. Die GDL will am Donnerstag um 14 Uhr ihr Vorgehen erklären.
Der Konzern und die GDL, aber auch die Tarifgemeinschaft aus den anderen beiden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA befanden sich seit 5. Dezember in Gesprächen über die Eckpunkte des vereinbarten eigenständigen Tarifvertrags für Lokführer und über die anderen Strukturelemente des neuen Tarifwerks für die rund 135.000 Bahnbeschäftigten. Am Dienstag hatten die Parteien auf Arbeitsebene mit dem Versuch begonnen, ihre Streitpunkte auszuräumen.
Die Bahn erklärte, die Verhandlungen seien inhaltlich und atmosphärisch in einem "vernünftigen Rahmen" gelaufen. Urplötzlich habe die GDL sie dann für beendet erklärt. "Das ist absolut nicht nachvollziehbar", sagte ein Unternehmenssprecher und forderte die Gewerkschaft auf, das bisher Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen.
"Das Ganze wird absurd"
Transnet und GDBA bedauerten den Abbruch der Tarifverhandlungen durch die GDL. "Für uns sind dies leider Indizien dafür, dass der von der GDL provozierte Organisationskonflikt unter dem Deckmantel von Tarifverhandlungen fortgesetzt werden soll", stellten die Gewerkschaftschefs Norbert Hansen (Transnet) und Klaus-Dieter Hommel (GDBA) fest. Vermutlich werde die GDL am Donnerstag wieder neue Ultimaten stellen, mit neuen Streiks drohen, "aber diese natürlich nicht über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel führen". Das Ganze werde "allmählich absurd".
Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" hat die GDL hat die Tarifverhandlungen abgebrochen, weil sie wesentliche Interessen gefährdet sieht. Außerdem gibt es offenbar Differenzen in der Gewerkschaftsführung. Die GDL befürchte, dass sie einen eigenen Tarifvertrag nur der Bezeichnung, nicht aber dem Wesen nach bekommen sollte, schreibt das Blatt. Die GDL-Führung habe offenbar den Eindruck bekommen, sie solle in ein Korsett gezwungen werden, aus dem sie dann viele Jahre lang nicht mehr herauskommen würde.
Solange die Gespräche nicht gescheitert sind, sollten die Bahnkunden von Streiks verschont bleiben. Den Begriff "Scheitern" verwendete die GDL in ihrer Mitteilung vom Mittwoch nicht. Eine Stellungnahme der Bahn lag zunächst nicht vor.
Quelle: ntv.de