Bitte um deutsches Geld GM macht bei Opel Druck
11.05.2009, 18:46 UhrDer angeschlagene US-Autobauer General Motors will bei der Entscheidung über die Zukunft für die deutsche Tochter Opel Gas geben. Um den dringenden Finanzbedarf des europäischen Geschäfts zu decken, will GM-Chef Fritz Henderson spätestens bis Ende Mai einen Investor finden, der auch der Bundesregierung gefällt. Diese soll den Deal mit Milliardenhilfen unterstützen.
Das erklärte Ziel von GM sei, möglichst noch vor Monatsende eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft von Opel zu fällen, sagte Henderson in einer Telefonkonferenz. "Wir sprechen mit verschiedenen Bietern mit dem Ziel, zumindest ein Grundverständnis zu haben, wie ein Deal aussehen könnte." Der künftige Partner müsse auch auf Zustimmung der Bundesregierung stoßen, auf deren Finanzhilfen GM in Europa angewiesen sei. "Das ist wichtig und dringend", sagte Henderson. GM hat in Europa Bürgschaften über 3,3 Mrd. Euro beantragt, 2,6 Mrd. davon allein in Deutschland.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Staatshilfen prinzipiell zugesagt, diese aber an einen geeigneten Investor geknüpft. Auch Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte am Wochenende die Gewissheit über die Zukunft von Opel als Bedingung für eine Unterstützung genannt. "Ich will die deutschen Steuerzahler davor schützen, in eine ungewisse Zukunft von Opel investieren zu müssen und am Ende zum Spielball von GM und möglichen Investoren zu werden." Zu den Interessenten für einen Einstieg bei Opel zählen neben Fiat und einem Konsortium aus dem Autozulieferer Magna und russischen Firmen auch Finanzinvestoren.
GM-Insolvenz wahrscheinlicher
Die Zeit für die Entscheidung über die Zukunft von Opel drängt. Die US-Regierung hat GM eine Frist bis zum 1. Juni gesetzt, um einen schlüssigen Sanierungsplan vorzulegen. Andernfalls müsste der Konzern, der im ersten Quartal einen Verlust von sechs Mrd. Dollar erlitt, wie der Rivale Chrysler den Gang in die Insolvenz antreten. Es sei zunehmend wahrscheinlicher, dass GM diesen Weg tatsächlich gehen müsse, sagte Henderson. Aber es gebe auch weiterhin die Chance, den Antrag auf Gläubigerschutz zu vermeiden.
Sollte GM tatsächlich Insolvenz nach Kapitel 11 des US-Rechts anmelden, wolle der Autobauer dies nicht für den gesamten Konzern tun, sondern einen derartigen Schritt "Land für Land" prüfen. Dadurch könnten auch einige Auslandstöchter Insolvenz anmelden müssen, sagte Henderson.
Die Bundesregierung hat sich bereits auf eine Insolvenz von GM eingestellt und Pläne geschmiedet, um Opel zu erhalten. Bei einer GM-Insolvenz könnte nach Ansicht von Guttenberg vorübergehend ein Treuhänder die Opel-Anteile des US-Konzerns übernehmen bis ein privater Investor gefunden ist.
Auftrag aus Amerika
Unterdessen hat Opel mitten im Überlebenskampf innerhalb des GM-Konzerns einen Großauftrag erhalten. Nach den Werksferien im Sommer soll im Stammwerk Rüsselsheim die US-Ausgabe des Mittelklassewagen "Insignia" vom Band laufen, wie Betriebsratschef Klaus Franz mitteilte. Geplant seien 70.000 Exemplare des "Buick LaCrosse" innerhalb von zwei Jahren.
Die Rüsselsheimer Fabrik ist derzeit mit einem Zweischichtbetrieb auf rund 180.000 Fahrzeuge im Jahr ausgelegt. Dort arbeiten rund 5600 Menschen. Für den Insignia liegen nach Werksangaben in Europa bereits mehr als 100.000 Bestellungen vor. Opel übernehme die Produktion des Buick, weil das in den USA vorgesehene Werk Fairfax noch nicht auf das neue Modell umgestellt sei. Von einer Produktionsverlagerung auf GM-Standorte in Billiglohnländern könne da keine Rede sein, sagte Franz.
Quelle: ntv.de, rts