Das Reservelicht blinkt GM verbrennt Milliarden
26.02.2009, 16:36 UhrDer ums Überleben kämpfende Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) hat 2008 mit einem Minus von 30,9 Mrd. Dollar den vierten Riesenverlust in Folge eingefahren. Auch in Europa mit der Hauptmarke Opel rutschte das Geschäft nochmals weit tiefer in die roten Zahlen. Der operative Verlust hat sich hier mit knapp 2,9 Mrd. Dollar (2,3 Mrd. Euro) mehr als verfünffacht.
"Wir erwarten 2009 weiter diese schwierigen Bedingungen", warnte GM-Chef Rick Wagoner. Der Verlust war nach 2007 der zweithöchste in der gut 100-jährigen Konzerngeschichte. Allein im vierten Quartal stand bei GM unter dem Strich ein Minus von 9,6 Mrd. Dollar nach 1,5 Mrd. Dollar ein Jahr zuvor. Dies war weit mehr als von Experten ohnehin befürchtet.
Im Europageschäft mit Opel betrug das operative Minus auch bereinigt um Sondereffekte immer noch mehr als 1,6 Mrd. Dollar. Im Schlussquartal stieg der Verlust mitsamt Sonderlasten auf fast 1,9 Mrd. Dollar. Der Marktanteil stagnierte bei 9,3 Prozent.
GM hat auch Opel in eine schwere Krise gestürzt. Der deutsche Hersteller bemüht sich um staatliche Hilfe und erwägt die Abtrennung von der Mutter. Der Opel-Betriebsrat hatte GM mehrfach vorgeworfen, Verluste zum Teil nach Europa abzuschieben. GM schrieb zuletzt in allen Regionen der Welt rote Zahlen.
Zwei Milliarden pro Monat
Der globale GM-Umsatz brach im Schlussquartal - beschleunigt durch der Krise auf den Automärkten - um mehr als ein Drittel auf 30,8 Mrd. Dollar ein. Im Gesamtjahr fiel er um 17 Prozent auf 149 Mrd. Dollar. Der Europaumsatz stürzte im Schlussquartal sogar um 40 Prozent auf 6,4 Mrd. Dollar ab, im gesamten Jahr um mehr als acht Prozent auf 34,4 Mrd. Dollar.
Der US-Branchenführer kann derzeit nur durch staatliche Notkredite überleben und ist ohne neues Geld in wenigen Wochen pleite. Zuletzt verbrannte GM pro Monat über zwei Milliarden Dollar seiner Reserven. Zum Jahresende halbierten sich die flüssigen Mittel im Vergleich zu 2007 etwa auf 14 Mrd. Dollar.
Durch die zurückgefahrene Autoproduktion werde der Geldabfluss geringer, versprach Finanzchef Ray Young am Sitz in Detroit. Wie lange GM noch überlebe, wollte er nicht kommentieren. Dem Konzern drohe allerdings ein Bilanzvermerk der Wirtschaftsprüfer, dass GM nicht überlebensfähig sei.
Ford hält sich besser
Zusammen mit schon erhaltenen Hilfen fordert der Autobauer für seine Sanierung von der US-Regierung bis zu 30 Mrd. Dollar. Dafür muss GM bis Ende März wie auch Wettbewerber Chrysler seine Überlebensfähigkeit konkret beweisen. Der zweitgrößte US-Autobauer Ford will trotz eines Rekordverlustes in 2008 von 15 Mrd. Dollar bisher ohne staatliche Hilfen auskommen.
Zur Sanierung plant GM unter anderem weltweit den Abbau von nochmals 47 000 Jobs und damit etwa jeder fünften Stelle. Weitere Werke sollen geschlossen und Konzernmarken wie die schwedische Tochter Saab verkauft oder eingestellt werden. Bislang erhielt GM 13,4 Mrd. Dollar an Staatshilfen.
Wagoner sollte am Donnerstag in Washington die neue Regierungskommission ("Task Force") für die Autobranche treffen. Die GM-Aktie fiel im US-Handel in einer ersten Reaktion stark auf 2,30 Dollar. In den vergangenen zwölf Monaten büßte sie 90 Prozent ein.
Der Spitzenplatz ist dahin
Im Jahr 2007 hatte GM einen Rekordverlust von fast 39 Mrd. Dollar eingefahren. Nach inzwischen angepassten Zahlen waren es auf vergleichbarer Basis zu 2008 sogar mehr als 43 Mrd. Dollar.
Der GM-Absatz stürzte 2008 um elf Prozent auf 8,35 Mio. Autos, in Europa waren es mit 2,04 Mio. sieben Prozent weniger. Der US-Konzern verlor damit erstmals seit 77 Jahren den Spitzenplatz als weltgrößter Autobauer an den japanischen Rivalen Toyota.
Quelle: ntv.de