Anhörung der "Big Three" GM will radikal umbauen
03.12.2008, 08:39 UhrDie Krise der amerikanischen Autohersteller ist noch schlimmer als bislang bekannt. Die drei Konzerne General Motors, Ford und Chrysler ersuchten den US-Kongress um neue Kredite von insgesamt 34 Mrd. US-Dollar. Die Lage ist akut: Die Opel-Mutter GM will vier Mrd. US-Dollar noch im Dezember haben. Auch Chrysler braucht die angefragten sieben Mrd. US-Dollar bis Jahresende. Der US-Automarkt liegt unterdessen weiter am Boden: Im November brach der Absatz von GM um 41 Prozent ein, die Verkäufe von Ford fielen um gut 30 Prozent.
Der größte US-Autobauer GM ersuchte den US-Kongress am Dienstag insgesamt um neue Kredite von bis zu 18 Mrd. US-Dollar bis Ende 2009. Der Konkurrent Ford braucht bis zu neun Milliarden, hofft aber, auf das Geld nicht unbedingt zugreifen zu müssen. Die US-Abgeordneten hatten bisher nur über neue Kredite von insgesamt 25 Mrd. US-Dollar für die drei großen Autobauer beraten.
GM: Angst vor der Insolvenz
Die GM-Ankündigung löste sofort neue Spekulationen über eine drohende Pleite aus. Das "Wall Street Journal" berichtete, die ranghohe Funktionäre der Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW befürchteten eine Insolvenz von General Motors noch vor Weihnachten, falls die Mrd. vom Staat nicht kämen. Das Unternehmen selbst betonte am Dienstag, es wolle eine Insolvenz unbedingt verhindern und setzte alles daran, die Hilfen aus Washington zu bekommen.
In Deutschland bereitet sich Opel allerdings schon seit Mitte November auf eine Insolvenz der Konzernmutter vor und bat für diesen Fall um staatliche Bürgschaften von mehr als einer Milliarde Euro. Die Bundesregierung will bis Weihnachten darüber entscheiden.
Die Autobauer präsentierten dem US-Kongress mit der Anfrage nach Staatshilfen auch ihre entsprechenden Sanierungspläne. Die Abgeordneten hatten überzeugende Zukunftspläne zur Voraussetzung für die dringend benötigten Kredite gemacht.
GM bietet radikalen Umbau an
Danach will der angeschlagene Opel-Mutterkonzern General Motors bis zum Jahr 2012 zusätzlich 31.500 Arbeitsplätzen in den USA streichen. Für die Umsetzung seines drastischen Sanierungskurses verlangte der Konzern im US-Kongress weitere staatliche Finanzhilfen in Höhe von bis zu 18 Mrd. US-Dollar (mehr als 14 Mrd. Euro). Ford und Chrysler benötigen nach eigenen Angaben neun beziehungsweise sieben Mrd. US-Dollar.
Für GM sollen bis Ende kommenden Jahres Kredite von zwölf Mrd. US-Dollar fließen, um die Liquidität aufrecht zu erhalten. Sollte die Krise am US-Automarkt weiter andauern, würden noch einmal sechs Mrd. US-Dollar fällig, hieß es. Mit Rückzahlungen der Kredite will GM erst im Jahr 2011 beginnen.
Dafür verspricht die Opel-Mutter, verstärkt in umweltfreundliche Modelle wie den Elektrowagen Chevy Volt zu investieren sowie die Kostensenkungen zu beschleunigen. Konzernchef Richard Wagoner will für ein symbolisches Gehalt von einem US-Dollar arbeiten.
Autobosse verzichten auf Gehalt, Verkauf von Marken
Ford-Generaldirektor Alan Mullaly, der im vergangenen Jahr 28 Mio. verdiente, erklärte sich bereit, ein Jahressalär von einem US-Dollar zu akzeptieren, sollte sein Konzern die geforderten Kredite erhalten. Auch GM-Chef Rick Wagoner gab ein entsprechendes Versprechen ab. Chrysler-Boss Robert Nardelli hatte dies bereits im November zugesagt.
GM kündigte ferner an, dass es seine Marken Saab und Saturn möglicherweise verkaufen werde. Bei Saab kommt nach Angaben einer schwedischen Wirtschaftszeitung ausdrücklich auch eine Schließung in Betracht. In den USA will sich GM künftig auf vier zentrale Marken konzentrieren: Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC.
Nach Firmenangaben setzte General Motors im November 41 Prozent weniger Fahrzeuge ab als im Vergleichsmonat des Vorjahrs. Bei Ford lag das Minus im Jahresvergleich bei 31 Prozent, Chrysler verkaufte 47 Prozent weniger.
Ford legte am Dienstag dem US-Kongress ein Konzept vor, nachdem das Unternehmen durch ein Staatsdarlehen über neun Mrd. US-Dollar bis 2011 wieder profitabel werden soll. Über die nächsten sieben Jahre sollen 14 Mrd. US-Dollar investiert werden, um den Benzinverbrauch der Ford-Flotte zu senken. Außerdem will das Unternehmen seine fünf Firmenjets verkaufen.
Der Kongress setzt die Anhörung von Wagoner, Mullaly und Nardelli zu den von ihnen geplanten "Umstrukturierungsmaßnahmen" am Donnerstag und Freitag fort. Ihre Privatjets ließen die Konzernchefs diesmal stehen und begaben sich im Auto zum Kapitol. Bei einem ersten Auftritt vor zwei Wochen waren ihre Forderungen nach Milliardenkrediten im Kongress auf Skepsis gestoßen.
Quelle: ntv.de