Meldungen

In letzter Minute Gas-Streit beigelegt

Weißrussland und Russland haben in letzter Minute ihren Streit um höhere Gaspreise beigelegt. Der weißrussische Ministerpräsident Sergej Sidorski traf zur Vertragsunterzeichnung am Sonntag im Hauptquartier des russischen Gasmonopolisten Gazprom ein -eine halbe Stunde vor Mitternacht und dem Ende des bisherigen Vertrags. Der Vereinbarung nach zahlt Weißrussland künftig 100 Dollar für 1000 Kubikmeter Gas. Das ist etwas mehr als doppelt so viel wie vorher, aber etwas weniger als Gazprom zuletzt gefordert hatte. Damit gelten auch die Gaslieferungen nach Westeuropa als gesichert. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos begrüßte die Einigung im Grundsatz.

Gazprom-Chef Alexej Miller bestätigte am frühen Montagmorgen die Vereinbarung. "Die erzielten Bedingungen sind die besten, die es auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion gibt", sagte Miller in Moskau. Sein weißrussischer Verhandlungspartner äußerte sich weniger zufrieden und war sichtbar missgestimmt. "Wir haben nicht viele Bodenschätze. Sie (Russland) haben uns in eine schwierige Situation gebracht, aber wir werden stark bleiben", sagte Sidorski.

Das Abkommen sieht vor, dass Gazprom auch seinen Einfluss auf das regionale Pipeline-Netz Weißrusslands ausweitet. Dem Konzern gehören bereits alle Transitleitungen des Landes. Der Vereinbarung zufolge wird Gazprom für 2,5 Milliarden Dollar die Hälfte des weißrussischen Pipelinebetreibers Beltransgas übernehmen. Der russische Konzern erklärte sich im Gegenzug bereit, doppelt so viel an Transitgebühren für das Gas nach Europa an die Regierung in Minsk zu zahlen.

Durch Weißrussland laufen etwa 20 Prozent der russischen Gasexporte nach Europa. Da Gazprom mit einem Stopp der Gaslieferungen ab dem 1. Januar gedroht hatte, waren in Europa Sorgen um die Gasversorgung aufgekommen. Im Zuge eines ähnlichen Streits mit der Ukraine im vergangenen Jahr waren die Lieferungen nach Europa kurzzeitig unterbrochen worden. Gazprom warnte Deutschland und andere Kunden unlängst vor Engpässen.

Wirtschaftsminister Glos zeigte sich am Montag grundsätzlich zufrieden mit dem Abkommen. Der Konflikt zeige allerdings auch, dass Europa sich nicht zu abhängig von Gaslieferungen aus dem Osten machen solle und wie wichtig ein ausgewogener Energiemix sei.

Der Westen hat der Regierung in Moskau oft vorgeworfen, die Preissteigerungen etwa für die Ukraine als politisches Druckmittel einzusetzen -die Regierung sollten damit für ihren pro-westlichen Kurs bestraft werden, so die Kritik. Für Weißrussland trifft dies jedoch nicht zu. Präsident Alexander Lukaschenko strebt vielmehr engere Bindungen nach Moskau als zum Westen an und steht wegen Unterdrückung der Opposition und Wahlfälschung in der Kritik.




Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen