Dramatischer Anstieg Gaspreise erregen Politik
08.06.2008, 11:05 UhrDie G-8-Staaten und die drei wichtigsten asiatischen Industriestaaten haben sich in einer gemeinsamen Erklärung besorgt über den hohen Ölpreis gezeigt. "Die elf Länder teilen die Besorgnis über die emporschnellenden, undurchdachten Ölpreise", sagte der japanische Energieminister Akira Amari am Rande des G-8-Energieministertreffens im japanischen Aomori. Die Teilnehmer der Gespräche, zu denen neben den G-8-Staaten auch China, Indien und Südkorea gehörten, wollten außerdem ein Energie-Effizienz-Programm starten, bei denen Energiespar-Informationen besser ausgetauscht werden sollen.
Das Bundesumweltministerium befürchtet für dieses Jahr einen dramatischen Anstieg der Gaspreise. "Über die bereits bekanntgewordenen 25 Prozent hinaus kann es im Herbst noch einmal eine Erhöhung des Gaspreises um bis zu 40 Prozent geben", sagte der parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium, Michael Müller, der "Welt am Sonntag". Grund seien die Koppelung an den Ölpreis und Spekulationen. "Die Energieunternehmen erhöhen die Preise für Gas immer erst mit einer Verzögerung von mehreren Monaten."
Die Preisbindung von Öl und Gas sei nicht mehr zeitgemäß, sagte der SPD-Politiker. "Die Bundesregierung sollte prüfen, ob sie in Abstimmung mit der Europäischen Union eine Strategie zur Entkopplung erarbeitet, damit es zu einer kostengerechten Preisentwicklung kommt, die spekulative Überhöhungen ausschließt."
Kelber: Politik muss eingreifen
Auch der Energieexperte der SPD-Fraktion, Ulrich Kelber, befürchtet nach eigenen Worten einen weiteren Anstieg des Gaspreises. Die Politik dürfe die Verbraucher mit den Auswirkungen nicht allein lassen. "Wir müssen uns um eine andere Preisgestaltung kümmern", sagte er dem Blatt. Als Beispiele nannte er Sozialtarife für Energie und eine Entfernungspauschale für Geringverdiener. "Vor allem aber müssen wir den Menschen helfen, ihren Energieverbrauch zu senken", sagte Kelber.
Eine spürbare Entlastung der überhitzten Ölmärkte durch alternative Energien ist nach Meinung der Konzernchefs führender westlicher Energieunternehmen noch lange nicht in Sicht. "Die alternativen Energien können die Probleme in den kommenden zehn Jahren nicht lösen", sagte BP-Vorstandschef Tony Hayward auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in der russischen Stadt St. Petersburg. Einhellig äußerten die Top-Manager die Überzeugung, dass vor dem Jahr 2020 nicht mit einer Trendwende zu rechnen sei.
Konzerne setzen auf Selbstregulierung
Die Konzernchefs von BP, Shell, Chevron, ExxonMobil, Total und ConocoPhillips verwiesen auf die Selbstregulierungskräfte des Marktes, um die Preisspirale beim Erdöl zu stoppen. "Das ist keine Krise. Wir können auch weiterhin alle Forderungen des Marktes bedienen", erklärte David O'Reilly, Vorstandsvorsitzender der Chevron-Gruppe. Die ölreichen Staaten müssten allerdings ihre Restriktionen aufheben und mehr Vorkommen zur Erschließung freigeben.
Der Chef von ExxonMobil, Rex Tillerson, machte den Griff vieler Staaten weltweit auf die eigenen Energieressourcen als Gefahr aus. Ein solcher "Energie-Nationalismus" sei eine gefährliche Isolationspolitik. Bekenntnisse zur Liberalisierung der eigenen Märkte wären wichtige Signale für eine Entspannung auf den Ölmärkten. Die Ölindustrie brauche freien Handel, Rechtssicherheit und offene Märkte, um die Förderkapazitäten aufrecht zu erhalten, sagte Tillerson.
Der Ölpreis war zuvor in New York auf über 138 Dollar pro Barrel geklettert. Damit legte er innerhalb eines Tages um mehr als zehn Dollar zu, so viel wie noch nie zuvor in der Geschichte.
Quelle: ntv.de