Arktisches Gasfeld Schtokman Gazprom holt Total ins Boot
12.07.2007, 17:09 UhrDer russische Gasmonopolist Gazprom hat den französischen Energiemulti Total als Partner für die Erschließung des riesigen arktischen Gasfeldes Schtokman ausgewählt. Wie Gazprom-Chef Alexej Miller erklärte, könnten sich zu einem späteren Zeitpunkt auch noch Firmen aus Norwegen oder den USA anschließen. Total wird an der Infrastruktur des etwa 15 Mrd. Euro teuren Projektes beteiligt. Die Franzosen erhalten jedoch keine Rechte an dem Gas, das unter völliger Kontrolle von Gazprom bleibt.
Das Schtokman-Feld könnte mit geschätzten Reserven von 3,7 Billionen Kubikmetern die ganze Welt mehr als ein Jahr lang mit Gas versorgen. Die Ausbeutung ist jedoch hochkompliziert, da die Barentsee an dieser Stelle 350 Meter tief ist und zudem oft gefroren ist. Die Partnersuche dauert bereits Jahre und ist politisch sehr brisant: Der Einigung ging ein Telefongespräch zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem französischen Amtskollegen Nicolas Sarkozy voraus. 2006 ließ Gazprom ein Konsortium mit US-Firmen platzen, nachdem die USA die russische Energiepolitik als "Erpressung" brandmarkte. Gazprom liefert rund ein Viertel des in Europa verbrauchten Erdgases.
Total soll der Einigung zufolge 25 Prozent an einer Firma halten, die die Infrastruktur an dem Feld besitzt. Andere Partner könnten später 24 Prozent erhalten, so dass Gazprom mit 51 Prozent auch weiterhin das Sagen hätte. "Für Gazprom sind das gute Nachrichten, weil jemand das finanzielle Risiko teilt", erläuterte die Expertin Elena Anankina von der Ratingagentur Standard & Poor's.
Total will seit langem in Russland expandieren - das Land ist der weltgrößte Energie-Exporteur. Branchenexperten fragten sich allerdings, was die Franzosen im Gegenzug zu der Beteiligung bekommen. "Wie viele westliche Ölfirmen wollen noch ohne Gegenleistung mit Gazprom ins Bett steigen?", fragte ein Analyst in London, der nicht namentlich genannt werden wollte. Börsianer waren dennoch offenbar überzeugt, dass für Total etwas herausspringen wird: die Aktie kletterte um 1,5 Prozent.
Interesse an Schtokman hatten auch Chevronund ConocoPhillips aus den USA sowie die norwegischen Energieriesen Statoil und Norsk Hydro bekundet. Der Kreml benutzt Gazprom seit einiger Zeit, um die gewaltigen Öl- und Gasreserven unter staatliche Kontrolle zu bringen. So drängte Moskau etwa Royal Dutch Shell aus dem sibirischen Sachalin-2 Projekt in Sibirien.
Quelle: ntv.de