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Konkurrenz aus Russland Gedrängel um Opel

Der italienische Autobauer Fiat sieht sich im Rennen um Opel mit einer wachsenden Zahl von Rivalen konfrontiert. Als Partner des ebenfalls an dem Rüsselsheimer Autobauer interessierten österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna werden die russischen Konzerne Gaz und Sberbank gehandelt. Zudem trifft GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster in diesen Tagen Kreisen zufolge auch Finanzinvestoren, die Interesse an Opel gezeigt hatten.

In Russland können sich Experten lediglich ein Engagement der staatlich kontrollierten Sberbank vorstellen. Das Geldhaus handele auf Anweisung der russischen Regierung. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Staat an einer Beteiligung Interesse habe, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen und Analysten.

Welche Rolle spielt Moskau?

Dagegen sind die Branchenkenner skeptisch, was Gaz betrifft. Der Hersteller sei hoch verschuldet und nicht in der Lage, Opel aus der Patsche zu helfen. Gaz hatte in den vergangenen Tagen ein Interesse an Opel zwar stets zurückgewiesen. Dem "Handelsblatt" sagte ein Firmensprecher jedoch, Gaz sei zu einem Konsortium eingeladen worden, das für Opel biete. Nun werde der Hersteller diese Einladung prüfen.

Die Rolle von Gaz in dem Konsortium beinhalte aber keinen finanziellen Beitrag. Gaz solle die Fabriken zur Herstellung neuer Modelle in Russland stellen sowie Vertrieb und Service in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion übernehmen.

Magna strebe nur einen Anteil an Opel von 20 Prozent an, hatte Unternehmensgründer Frank Stronach der kanadischen Zeitung "Globe and Mail" gesagt, und wäre daher auf Partner angewiesen.

Die IG Metall kann sich offenbar weder für Fiat noch für Magna begeistern. Sie forderte erneut eine Staatsbeteiligung an dem Autobauer. Gewerkschaftschef Berthold Huber sagte der "Berliner Zeitung", die Regierung solle ein "eindeutiges Bekenntnis zu Opel ablegen, und zwar auch durch eine direkte Beteiligung."

Fiat dementiert Kahlschlag-Berichte

Wichtige Kriterien für die Auswahl eines Investors sind für SPD-Kanzlerkandidat und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier neben dem Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen die Akzeptanz eines neuen Eigentümers bei der Belegschaft und Händlern, dessen Erfahrung bei komplexen Fusionen sowie die Belastbarkeit des finanziellen Konzepts und die Absicherung möglicher Bürgschaften. Das geht aus einem 14-Punkte umfassenden Kriterienkatalog hervor, der Reuters vorliegt.

Unterdessen ist Fiat angesichts der Skepsis der Opel-Arbeitnehmer und aus der Politik bemüht, Spekulationen über geplante Werkschließungen im Keim zu ersticken. Es gebe keine solchen Pläne von Fiat, hieß es. Die "FAZ" hatte am Mittwoch unter Berufung auf ein Strategiepapier von Anfang April berichtet, Fiat wolle bei einer Fusion fünf Autowerke dicht machen sowie fünf Motoren- und Getriebewerke ganz oder teilweise schließen. Davon seien etwa 18.000 Beschäftigte betroffen.

Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, das Modell sei nicht mehr aktuell und werde von Fiat nicht weiter verfolgt. Es handle sich dabei auch nicht um die Pläne, über die Fiat-Chef Sergio Marchionne zu Wochenbeginn mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gesprochen habe. Betriebsratschef Klaus Franz sprach am Dienstag von bis zu 10.000 Stellen, die nach den Plänen von Fiat bei beiden Herstellern gefährdet seien.

Rückendeckung erhält Fiat auch von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Er denke schon, dass Fiat in der Lage sei, mit Opel eine Vereinbarung zu treffen, sagte Berlusconi im italienischen Fernsehen. "Die Informationen, die ich habe, besagen alle: Es gibt ein großes Interesse an dieser Sache - was für alle Italiener nahezu ein Traum wäre."

Quelle: ntv.de, reuters

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