Es kommt noch dicker Geldwäsche bei SocGen?
07.02.2008, 10:46 UhrDie französische Großbank Societe Generale (SocGen) kommt nicht zur Ruhe. Nach den Milliardenspekulationen eines Händlers und den Vorwürfen des Insiderhandels gegen ein Mitglied des Verwaltungsrates sieht sich die Bank nun auch mit einer Geldwäsche-Affäre konfrontiert.
In der vergangenen Woche hätten Kontrolleure der Bank das Finanzministerium darüber in Kenntnis gesetzt, dass Konten entdeckt worden seien, über die möglicherweise Schwarzgeld geflossen sei, berichtet die Zeitung "Le Parisien" unter Berufung auf ungenannte Quellen.
Möglicherweise sei in den Fall eine Investmentgesellschaft verwickelt, die von zwei russischen Brüdern mit Wohnsitz in London geführt werde. Es gehe um "dutzende oder gar hunderte Millionen Euro ungeklärter Herkunft, die auf den Konten liegen würden, berichtet die Zeitung weiter. Weder die SocGen noch das französische Finanzministerium waren für eine Stellungnahme erreichbar.
"Blind für das Risiko"
Ein Spekulationsverlust wie bei der SocGen kann nach Experteneinschätzung immer wieder vorkommen. Händler, die mit enormen Geldbeträgen jonglieren, liefen Gefahr, dass ihnen das Ego einen bösen Streich spiele. "Der Fall Jerome Kerviel muss kein Einzelfall bleiben", sagte Thami Kabbaj, Dozent für Verhaltensökonomie an der Universität Orleans. "Man wird auf einmal blind für das aufgenommene Risiko."
Das unterstreichen auch die Äußerungen Kerviels selbst: "Da war nicht viel", sagte der Händler, als seine Vorgesetzten ihn nach seinen Risikogeschäften der letzten zwei Wochen fragten. Zu diesem Zeitpunkt überstiegen seine hoch riskanten Anlagen bereits den Betrag von 50 Milliarden Euro. An seinen Milliardenverlust im ersten Halbjahr 2007 habe Kerviel sich nicht erinnern können, sagte ein Kollege des Händlers anonym der Zeitung "Le Monde". Sein Gewinn von 1,4 Milliarden Euro zum Jahresende sei Kerviel aber bewusst gewesen.
Wenn Händlern die Nerven versagten, liege das häufig an der unterschiedlichen Bewertung von Gewinnen und Verlusten, sagte Kabbaj. Der Händler wolle sich ein Scheitern nicht eingestehen. Händler, die mit großen Transaktionsvolumina agieren, "kann man durchaus mit Hochleistungssportlern vergleichen", sagte Kabbaj. Der Beste unter den Besten sein zu wollen, könne aber fatale Folgen haben. Die besten Händler hätten einen guten Ausgleich zwischen Privat- und Geschäftsleben und blieben ruhig, darauf vertrauend, dass sich die Situation wieder verbessere.
Vor allem Männer wollen als Aktienhändler mit Milliarden spekulieren. Für die Banken sei das kein Vorteil, sagt Kabbaj. Im Falle eines sich abzeichnenden Verlustes seien Frauen weniger anfällig für eine Erhöhung des Risikos, um doch noch in die Gewinnzone zu kommen.
Quelle: ntv.de