Überweisungspanne bei der KfW Gesamter Vorstand versagt?
29.10.2008, 17:37 UhrDer Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main liegen offenbar konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass der gesamte Vorstand der Staatsbank KfW bei der folgenschweren Überweisungs-Panne an die US-Investmentbank Lehman versagt hat. Dies berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Hätten KfW-Vorstandschef Ulrich Schröder und dessen Kollegen ihre Amtspflichten erfüllt, so der Verdacht der Ermittler, dann wäre der KfW ein „Vermögensschaden“ erspart geblieben. Die Staatsbank hatte am 15. September 2008 im Rahmen eines Devisengeschäfts 319 Mio. Euro an die US-Bank gezahlt, die wenige Stunden später pleite ging. Der größte Teil des Geldes ist wahrscheinlich verloren.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schröder und die vier weiteren KfW-Vorstände, die zu diesem Zeitpunkt im Amt waren, wegen Veruntreuung von Firmenvermögen. Die Strafverfolger stützen sich laut "SZ" vor allem auf zwei Vorgänge kurz vor der Überweisungs-Panne. Am 11. September, vier Tage vor Auszahlung der 319 Mio. Euro, soll die KfW intern die Bonität von Lehman neu beurteilt und von dem hohen Wert „M4“ auf „M7“ herabgestuft haben. „M7“ bedeutet, mit der betreffenden Bank werden keine neuen Geschäfte mehr gemacht. Einen Tag später, am 12. September, wurde nach Erkenntnissen der Ermittler in der KfW die sich „zuspitzende Liquiditätskrise“ bei Lehman kritisch analysiert. Die Ermittler haben alle Dokumente eingesammelt, die bei der Staatsbank zu diesen Vorgängen aufzufinden waren.
Die Strafverfolger konfiszierten nach Angaben der Zeitung außerdem diverse Protokolle und Berichte, Verträge, Gutachten und Akten, die Aufschluss über die Überweisungspanne geben könnten. Außerdem hätten sich die Ermittler für Berichte von Wirtschaftprüfern, interne Richtlinien der KfW, Handbücher zur Vermeidung von Risiken sowie für die gesamte interne Korrespondenz zum Devisengeschäft mit Lehman und zur Beurteilung der angespannten Lage bei der US-Bank interessiert. Computer-Dateien mit zahlreichen E-Mails seien kopiert worden.
Die KfW wies die Verdachtsmomente zurück. „Die von uns in Auftrag gegebenen Untersuchungen haben keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Konsequenzen ergeben“, sagte ein Banksprecher. Zu Details äußerte sich die Bank nicht. Die Staatsanwaltschaft wird wahrscheinlich Monate brauche, um das umfangreiche Material auszuwerten.
Quelle: ntv.de