Dresdner-Bank-Verkauf Gespräche in heißer Phase
30.08.2008, 12:37 UhrDie Verhandlungen zur Übernahme der Allianz-Tochter Dresdner Bank durch die Commerzbank gehen in die entscheidende Phase. Im Commerzbank-Aufsichtsrat sollten am Samstag nach dpa-Informationen Vorgespräche stattfinden, ehe das gesamte Gremium am Sonntag in Frankfurt am Main zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommt. Am Sonntag trifft sich auch das Kontrollgremium der Dresdner-Bank-Mutter Allianz, das als erstes grünes Licht für die größte Fusion in der deutschen Bankenbranche seit sieben Jahren geben müsste.
Nach Angaben von Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller ist in den Verhandlungen noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Müller - bis Mitte Mai Vorstandschef der zweitgrößten deutschen Bank - betonte im Hessischen Rundfunk, die Commerzbank sei finanziell in der Lage, die Dresdner Bank zu übernehmen: "Der Vorstand der Commerzbank würde keine Verhandlungen führen, von denen er glauben muss, dass er sie nicht finanzieren kann."
Am Freitag hatten sich Meldungen verdichtet, dass die Dresdner-Bank-Mutter Allianz ihre angeschlagene Banktochter mehrheitlich an die Commerzbank verkaufen wird. Der Münchner Versicherungskonzern bestätigte "fortgeschrittene Gespräche zur weiteren Entwicklung der Dresdner Bank". Es sei aber noch offen, "ob diese zu einem Abschluss" führten, hieß es in einer Pflichtmitteilung aus München.
Die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erfuhr indes aus Finanzkreisen, der Allianz-Vorstand habe sich auf die Grundzüge eines Verkaufs der Dresdner Bank an die Commerzbank geeinigt. Das berichteten auch mehrere Zeitungen übereinstimmend. Die Dresdner Bank war infolge der Finanzmarktkrise tief in die roten Zahlen gerutscht.
Nach dpa-AFX-Informationen ist eine Übernahme der Bank in zwei Schritten angestrebt. Ein neues Institut aus Commerzbank und Dresdner Bank wäre mit einer Bilanzsumme von knapp 1,1 Bio. Euro deutliche Nummer zwei in der deutschen Bankenbranche hinter der Deutschen Bank mit einer Bilanzsumme von fast 2 Bio. Euro. Arbeitnehmervertreter befürchten den Verlust tausender Arbeitsplätze.
Tausende Stellen zur Disposition
Unterdessen ist der Commerzbank-Gesamtbetriebsrat bereit, bei einem Zusammenschluss mit der Dresdner Bank auch den Abbau von Stellen und Filialschließungen mitzutragen. Es habe aber vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung der Commerzbank klare Signale an die Arbeitgeber gegeben, unter welchen Voraussetzungen die Arbeitnehmerseite solchen Maßnahmen zustimme, sagte Gesamtbetriebsratschef Uwe Tschäge der Zeitung "Euro am Sonntag". "Dazu zählt nicht nur der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, sondern auch der Umgang mit den Mitarbeitern bei Outsourcing-Prozessen sowie das Thema Tariftreue."
Nach einem Bericht der "Welt" sollen offenbar 9000 Arbeitsplätze wegfallen, auf betriebsbedingte Kündigungen soll aber weitgehend verzichtet werden.
Quelle: ntv.de