Hypothekenkrise belastet Gewinneinbruch bei Citigroup
15.10.2007, 14:40 UhrDie Hypothekenkrise hat der größten US-Bank Citigroup ein Mrd.-Loch in die Quartalsbilanz gerissen. Der Gewinn brach um 57 Prozent ein. Seit drei Jahren musste die Bank keinen so harten Rückschlag mehr einstecken. Die Bücher wiesen Vorsteuerverluste und Abschreibungen in Höhe von insgesamt 6,5 Mrd. Dollar aus. "Das Geschäft in diesem Quartal lag offen gesagt deutlich unter unseren Erwartungen", räumte Konzernchef Charles Prince in einer Telefonkonferenz nach Vorstellung der Zahlen ein.
Unter dem Strich verdiente die Citigroup im abgelaufenen dritten Quartal 2,4 Mrd. Dollar nach 5,5 Mrd. Dollar vor einem Jahr. Die Einnahmen legten um sechs Prozent zu auf 22,7 Mrd. Dollar. Zwar fiel der Gewinnrückgang nicht ganz so heftig aus, wie nach der Warnung der Bank Anfang Oktober am Markt befürchtet wurde. Dennoch kamen neue Bedenken auf, ob sich der ohnehin in der Kritik stehende Prince an der Spitze des Instituts halten werde. In seinem nunmehr fünften Jahr als Citigroup-Chef ist es ihm bislang nicht gelungen, kontinuierlich die Einnahmen stärker als die Kosten steigen zu lassen.
Analysten fragten sich aber vor allem, ob die sommerliche Finanzkrise mit dem dritten Quartal abgehakt werden könne. "Wir stehen am Anfang eines sich verschlechternden Kreditumfelds. Die Frage ist also, wie viel von den großen Belastungen einmalig ist, und wie viel sich fortsetzt", sagte Lee Norton von JS Asset Management. "Wenn sich die Geschäftskredite so entwickeln wie die Privatkundenkredite, dann wird die Citigroup ein paar große Probleme bekommen", sagte Jaime Peters von Morningstar.
Anleger zeigten sich zudem enttäuscht über die Ankündigung der Bank, vor Anfang 2008 voraussichtlich keine eigenen Aktien zurückkaufen zu wollen. An der Wall Street verlor das Papier im Handelsverlauf mehr als 2,8 Prozent.
Die Hypothekenkrise hatte im Sommer auch bei zahlreichen anderen Großbanken zugeschlagen. Unter anderem räumten die Deutsche Bank, Merrill Lynch und UBS hohe Belastungen ein.
Im Quartalsergebnis der Citigroup schlug sich das turbulente Vierteljahr unter anderem mit Abschreibungen in Höhe von 1,35 Mrd. Dollar für zugesagte Kredite für Großübernahmen nieder. Hinzu kamen 1,56 Mrd. Dollar für zweitklassige Hypothekenkredite und 636 Mio. Dollar im Anleihegeschäft. Die Kreditkosten legten knapp drei Mrd. Dollar zu.
Weitere Schwachpunkte in der Citigroup-Bilanz fanden sich aber im Firmenkunden- und Investment-Banking-Geschäft. Hier sackte der Gewinn um 74 Prozent ab auf 446 Mio. Dollar. In der größten Einzelsparte, dem Geschäft mit Privatkunden, brach der Gewinn um 44 Prozent auf knapp 1,8 Mrd. Dollar ein, vor allem wegen eines kriselnden US-Geschäfts.
Der Konzern verbuchte aber auch einen Vorsteuergewinn von 729 Mio. Dollar aus dem Verkauf von Anteilen an der brasilianischen Kreditkartenfirma Redecard. Zudem sieht sich die Citigroup auf Kurs bei ihrem Sparprogramm, wie Finanzchef Gary Crittenden sagte. Bis 2009 will das Unternehmen knapp 4,6 Mrd. Dollar einsparen, unter anderem durch die Streichung von 17.000 Stellen.
Quelle: ntv.de