Volle Schatulle Gewinnsprung für Google
17.04.2009, 07:02 UhrDer Internet-Konzern Google kann der Wirtschaftskrise zum Jahresauftakt erneut mit einem Gewinnsprung trotzen. Angesichts der Flaute im Werbemarkt verlangsamte sich allerdings das Wachstum des Suchmaschinen-Riesen. Google spüre definitiv die Folgen der Rezession, sagte Konzernchef Eric Schmidt. "Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld bleibt hart."
Der Überschuss kletterte im ersten Quartal zum Vorjahr um neun Prozent auf 1,4 Mrd. Dollar (1,1 Mrd Euro). Der Umsatz wuchs auch dank eines guten Deutschlandgeschäfts um sechs Prozent auf 5,5 Mrd. Dollar. "Deutschland war einer der relativ freundlichen Märkte", sagte Finanzchef Patrick Pichette. Erstmals seit Googles Börsengang fiel der Konzernumsatz aber im Vergleich zum Vorquartal, er sank um mehr als drei Prozent.
In der Krise tritt auch Google auf die Kostenbremse: Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte sank die Mitarbeiterzahl leicht auf rund 20.160 Beschäftigte. Google hatte zudem kleinere Geschäfte etwa mit Zeitungsanzeigen in der Werbeflaute eingestellt. Mit Blick auf die Rezession sagte Schmidt zu den Geschäftsaussichten: "Wir bewegen uns weiter in unbekanntem Gelände."
In der Krise zu den Großen
Analysten führten den Gewinnsprung darauf zurück, dass Firmen in Krisenzeiten verstärkt auf den Marktführer setzen. "Bei den derzeitigen Rahmenbedingungen senken die Werbetreibenden ihre Ausgaben und verlagern Anzeigen von Zeitungen und Fernsehen ins Internet - und davon bekommt Google einen großen Anteil", sagte Analyst Sameet Sinha. "Die Benutzer suchen weiterhin, aber sie kaufen weniger. Das heißt, die Anzeigen rechnen sich weniger", erklärte Schmidt. Ohne Sonderposten verdiente Google 5,16 Dollar je Anteilsschein und übertraf damit die Prognosen der Analysten von 4,93 Dollar.
Auch insgesamt übertraf der Suchmaschinen-Riese die Erwartungen der Analysten. Die Aktie legte nachbörslich deutlich zu. Seit Anfang März gewann sie mehr als ein Drittel auf zuletzt knapp 390 Dollar.
Wo das Geld herkommt
Googles wesentliche Einnahmequelle sind Werbeanzeigen zu den Treffern seiner Internet-Suche. Der Konzern ist hier mit weitem Abstand Marktführer vor Yahoo und Microsoft. Dem Software-Riesen Microsoft kommt Google auch zunehmend mit eigenen Computer-Programmen sowie einem Betriebssystem für Handys ins Gehege. Dieses von Google initiierte Betriebssystem Android wollen einige Computerbauer auch in einfachen Laptops, sogenannten Netbooks einsetzen.
Die bezahlten Klicks - ein Gradmesser für Googles Einnahmen - kletterten im ersten Quartal zum Vorjahr um 17 Prozent, zum Vorquartal aber nur um drei Prozent. Über die Hälfte der Umsätze erzielt Google außerhalb der USA. Die an Partner abgeführten Erlöse lagen bei 1,4 Mrd. Dollar oder 27 Prozent des Werbeumsatzes.
Hochwasser in der Kriegskasse
Google erhöhte sein Cash-Polster um weitere knapp 2,3 Mrd. Dollar auf nun fast 18 Mrd. Dollar. "Wir überlegen weiter, was wir damit tun", sagte Schmidt. "Aber wir sind da sehr konservativ."
Erst kürzlich hatte es Spekulationen zu einer möglichen Übernahme des Online-Dienstes Twitter durch Google gegeben. Mit Twitter können Nutzer Kurznachrichten mit 140 Zeichen an einen großen Leserkreis verschicken. Zeitgeistorientierte Beobachter sprechen in diesem Zusammenhang gerne auch von Micro-Blogging.
Quelle: ntv.de