Übernahmeschlacht um TNS GfK zieht sich zurück
27.08.2008, 08:20 UhrDer Nürnberger Marktforscher GfK muss seine milliardenschweren Pläne zur Übernahme des britischen Rivalen TNS wegen Problemen mit der Finanzierung aufgeben. Alle Gespräche über den Zusammenschluss zum zweitgrößten Marktforscher der Welt seien beendet, erklärte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Mittwoch. Die Finanzierungsbedingungen hätten nicht für ein ausreichendes Gegengebot zur Offerte des britischen Werbekonzerns WPP gereicht. Die TNS-Führung lehnte das zuletzt umgerechnet fast 1,4 Mrd. Euro schwere WPP-Angebot auch nach dem Rückzieher der GfK als zu niedrig ab.
GfK hatte einen Finanzinvestor gesucht, um die TNS-Übernahme gemeinsam zu stemmen. "Wir werden nicht in eine Bieterschlacht gehen, wo wir zu Preisrelationen kommen, die einfach keinen Sinn machen", begründete ein Sprecher den Rückzieher. GfK und Taylor Nelson Sofres (TNS) hatten ursprünglich eine "Fusion unter Gleichen" durch einen Aktientausch geplant. Doch WPP torpedierte die Pläne mit einer feindlichen Gegenofferte und zwang die GfK Anfang des Monats zu einem Strategiewechsel.
GfK lief die Zeit davon
Das "Manager Magazin" berichtete, die GfK habe sich nicht den Bedingungen unterwerfen wollen, die der Finanzinvestor Apax an eine Beteiligung geknüpft habe. Nach dem Bruch mit Apax habe die Zeit nicht mehr gereicht, ein neues Bündnis zu schmieden. Der GfK-Sprecher nannte den Bericht Spekulation. Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf Finanzkreise, die GfK hätte zumindest Teile von TNS verwerten müssen, um WPP zu überbieten. Dazu sei man nicht bereit gewesen. GfK-Chef Klaus Wübbenhorst hatte kürzlich erklärt, er verhandele mit mehreren Co-Investoren. "Wir setzen nicht nur auf ein Pferd."
Der GfK-Vorstand gab sich für die Zukunft der Firma auch ohne eine Fusion zuversichtlich. "Das Unternehmen wird auch weiterhin gut aufgestellt sein, volle Auftragsbücher vorweisen und organisch wachsen", erklärte er. Die GfK ist bekannt für die Ermittlung der Fernseh-Einschaltquoten in Deutschland und den Konsumklima-Index, der monatlich die Stimmung der Verbraucher misst. Lukrativer sind aber vertrauliche Marktforschungsdaten für Unternehmen.
GfK und TNS wären gemeinsam zur Nummer zwei der Branche avanciert hinter dem in den USA ansässigen Marktführer AC Nielsen. Derzeit sind die Franken die Nummer fünf. Sie kamen 2007 auf 1,16 Mrd. Euro Umsatz. TNS ist die Nummer drei der Branche mit Erlösen von gut 1,3 Mrd. Euro. In Deutschland ist der Konzern vor allem mit dem Wahl- und Politikforschungsinstitut Infratest dimap bekannt. WPP will TNS mit seiner Marktforschungssparte Kantar zusammenführen.
TNS wies am Mittwoch für das erste Halbjahr ein Umsatzplus von bereinigt 5,1 Prozent und einen Zuwachs des bereinigten operativen Gewinns um 20 Prozent auf 54,3 Mio. Pfund aus. Bis zum Jahresende soll der Umsatz um sechs Prozent zulegen.
Quelle: ntv.de