Trotz schwarzer Zahlen Goldman Sachs schockt
16.09.2008, 15:41 UhrDie größte US-Investmentbank Goldman Sachs verkraftet die Kreditkrise trotz eines drastischen Gewinneinbruchs weiterhin besser als die Wettbewerber. Der Überschuss fiel in dem Ende August abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal um rund 70 Prozent auf 845 Mio. Dollar (594 Mio. Euro) - einer der stärksten Rückgänge in der Geschichte von Goldman Sachs. "Das war ein herausforderndes Quartal", sagte Konzernchef Lloyd Blankfein.
Goldman Sachs kam damit erneut mit einem blauen Auge davon und bleibt die einzige unabhängige US-Investmentbank ohne Quartalsverlust in der seit über einem Jahr andauernden Finanzkrise. Nach zuletzt tiefroten Zahlen musste der Wettbewerber Lehman Brothers am Montag Insolvenz anmelden. Die ebenfalls verlustreiche Merrill Lynch wird von der Bank of America übernommen.
Hoffnungen auf ein Abschneiden von Goldman Sachs über den Erwartungen erfüllten sich dieses Mal allerdings nicht. Analysten hatten im Schnitt mit etwas mehr Gewinn gerechnet. Entsprechend enttäuscht waren die Börsianer - die Aktie geriet zum Handelsstart massiv unter Druck und verlor rund zehn Prozent auf 122,44 Dollar. Danach schien sich der Kurs wieder etwas zu erholen. Ein Händler sagte: "Alle haben mit sehr guten Zahlen gerechnet, alleine um die Märkte zu beruhigen - jetzt waren die Ergebnisse etwa wie erwartet und das enttäuscht."
"Soliden Leistung"
Ein Jahr zuvor hatte die Investmentbank noch einen Überschuss von 2,9 Mrd. Dollar erzielt. Je Aktie sank der Goldman-Gewinn von 6,13 Dollar auf 1,81 Dollar. Die Nettoerträge fielen um mehr als die Hälfte auf 6,0 Mrd. Dollar. Die Kunden hätten sich zurückgehalten und die Vermögenswerte seien geschrumpft, sagte Blankfein. Er sprach dennoch von einer "soliden Leistung in einem schwierigen Umfeld".
Im Investmentbanking fielen die Nettoerträge von Goldman Sachs im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent, im Handelsgeschäft sogar um fast 70 Prozent. Die Vermögensverwaltung hielt sich dagegen stabil. Der Gewinn nach Auszahlung von Dividenden für Vorzugsaktien lag unterm Strich bei 810 Mio. Dollar (Vorjahr: 2,8 Mrd. Dollar).
Vorhang auf für Morgan Stanley
Von den einst fünf großen unabhängigen US-Investmentbanken sind wegen der Kreditkrise mittlerweile nur noch zwei übrig. Morgan Stanley legt an diesem Mittwoch mit Spannung erwartete Quartalszahlen vor. Analysten rechnen auch hier mit einem Gewinneinbruch. Die fünftgrößte Investmentbank Bear Stearns musste bereits vor Monaten ihrem Notverkauf an JP Morgan Chase zustimmen.
Schnelle Spritze
Die Federal Reserve Bank of New York hat am Dienstagmorgen über ein außerordentliches eintägiges Refinanzierungsgeschäft 50 Mrd. US-Dollar in den Geldmarkt gegeben. Der operative Arm der US-Notenbank hatte am Morgen erklärt, dem Druck am Geldmarkt mit einem derartigen Geschäfts zu begegnen. Nach Daten von Tullet Prebon hatte Tagesgeld im frühen Handel bis zu vier Prozent gekostet. Nach Abschluss der Tender-Operation gingen die Notierungen auf 2,25 Prozent zurück. Der US-Leitzins liegt bei 2,00 Prozent.
Quelle: ntv.de