Araber-Fonds steigen ein Großaktionär bei Daimler
23.03.2009, 12:54 UhrDer arabische Staatsfonds IPIC steigt mit 1,95 Mrd. Euro beim Stuttgarter Autobauer Daimler ein. Die Beteiligung erfolge im Rahmen einer Kapitalerhöhung, teilte Daimler-Chef Dieter Zetsche mit. Nach dem Erwerb der neuen Aktien halte der arabische Staatsfonds 9,1 Prozent an dem Autokonzern.
Zudem vereinbarten IPIC und Daimler eine strategische Kooperation. Sie wollen gemeinsam Fahrzeuge mit Elektroantrieb sowie innovative Verbundstoffe für die Automobilproduktion entwickeln. Daimler kämpft - wie viele Rivalen auch - mit der weltweiten Wirtschaftskrise und hat Kurzarbeit angemeldet.
Mit den knapp zwei Mrd. Euro aus dem Einstieg stärke Daimler seine Kapitalbasis und bekomme zusätzlich Flexibilität für Investitionen in neue Fahrzeugtechnologien, erklärte der Konzern. Die Daimler-Anteile kaufe die Aabar Investments aus Abu Dhabi. Aabar ist den Angaben zufolge eine an der Börse Abu Dhabi gelistete Investmentfirma, die in unterschiedliche Branchen investiert. Größter Aabar-Anteilseigner sei die International Petroleum Investment Company (IPIC), die sich wiederum im Besitz der Regierung des Emirats Abu Dhabi befinde.
"Wir sind erfreut, Aabar als neuen Großaktionär willkommen heißen zu dürfen", erklärte Zetsche. Aabar unterstütze die Firmenstrategien von Daimler. Ähnlich äußerte sich der Aabar-Verwaltungsratschef Khadem al-Qubaisi: "Wir sind erfreut, dass wir die Möglichkeit zu diesem Investment bekommen haben." Abu Dhabi gehört zu den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Langfristiges Engagement
Aabar erwirbt die Daimler-Aktien den Angaben zufolge für 20,27 Euro pro Stück, was einen Abschlag von rund fünf Prozent auf den Schlusskurs der Daimler-Aktie vom Freitag bedeutet. Die Kapitalerhöhung erfolgt nach Daimler-Angaben unter teilweiser Nutzung des genehmigten Kapitals durch die Ausgabe von 96,408 Mio. nennwertlosen Stückaktien. "Der Mittelzufluss aus der Kapitalerhöhung verbessert die solide Finanzposition von Daimler weiter", erklärte der Konzern. Die bisherigen Daimler-Aktionäre können bei der Kapitalerhöhung keine der neuen Papiere erwerben.
Aabar sieht sich bei Daimler als langfristiger Investor. Aabar strebe nicht nach dem schnellen Geld, "wir sind hier für einen längeren Zeitraum", sagte Al-Qubaisi. Als mittlerweile größter Aktionär wollte er in Zukunft einen Sitz im Daimler-Aufsichtsrat nicht ausschließen. Aabar halte sich jedoch den Kauf weiterer Anteile an dem Pkw- und Lkw-Bauer offen. "Daimler ist eine Marken-Ikone", sagte al-Qubaisi und lobte die deutsche Autoindustrie insgesamt als "sehr positiv".
Schon Anfang Februar hatte es am Finanzmarkt das Gerücht gegeben, IPIC wolle bei Daimler einsteigen. Allerdings war damals von einem Anteil von 25 Prozent die Rede gewesen. Daimler hatte das damals nicht kommentieren wollen. An Daimler ist bereits das Emirat Kuwait mit 7,6 Prozent beteiligt.
"Das Geld tut Daimler gut"
Der Einstieg des Emirates Abu Dhabi bei Daimler stabilisiert nach Ansicht des Autoexperten Willi Diez den von der Absatzkrise gezeichneten Stuttgarter Hersteller. Mit Aabar habe das Unternehmen einen langfristig orientierten strategischen Partner gefunden, sagte der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen.
"Das ist unter langfristigen Gesichtspunkten wichtig, weil Daimler der deutsche Autohersteller mit der unsichersten Aktionärsstruktur ist", sagte Diez. "Auch das Geld tut Daimler gut." Das frische Kapital von rund zwei Mrd. Euro müsse vor allem in Zukunftstechnologien gesteckt werden. "Daimler muss massiv in neue Antriebstechniken investieren", sagte Diez. Dabei gehe es um die Optimierung von Verbrennungsmotoren bis hin zum Elektroauto. Infrage kämen vor allem die kleineren Modelle wie A- und B-Klasse.
Operativer Verlust erwartet
Daimler hatte 2008 einen Umsatzrückgang um vier Prozent auf 95,9 Mrd. Euro hinnehmen müssen. Der Überschuss sank um knapp zwei Drittel auf 1,4 Mrd. Euro. Da sich auch für 2009 kein Hoffnungsschimmer bei der zusammengebrochenen Nachfrage nach Pkw und Lkw abzeichnet, tritt der Konzern derzeit auf die Kostenbremse und will mehrere Milliarden Euro einsparen.
Für das erste Quartal 2009 hatte Daimler-Chef Zetsche Mitte Februar einen operativen Verlust vorausgesagt. Der Konzern als weltgrößter Nutzfahrzeughersteller kämpft unter anderem mit zögerlichen Orders der Spediteure. Dazu kommt die Zurückhaltung der Pkw-Fahrer, die um die hochpreisigen Fahrzeuge aus dem Hause Mercedes-Benz oft einen Bogen machen. Zudem sinken im Zuge der Rezession auch in den Schwellenländern die Verkaufszahlen für Pkw. Bislang hatten boomende Märkte wie China, Indien und Russland die schrumpfende Nachfrage in den etablierten Märkten Europa, Nordamerika und Asien kaschiert.
Quelle: ntv.de