Autobauer ausradiert? Große Angst in Schweden
20.02.2009, 13:19 UhrMit der schwedischen General-Motors-Tochter Saab hat der erste namhafte Autobauer im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise Gläubigerschutz beantragt. Auf diese Weise solle Saab saniert und ein unabhängiges und profitables Unternehmen werden, das für Investoren und Käufer interessant sei, erklärte der Konzern in Stockholm. Saab gehört wie der deutsche Hersteller Opel zu dem in Schieflage geratenen US-Konzern GM.
Im Rahmen der Reorganisation - nach schwedischem Recht eine Vorstufe zu einem Insolvenzantrag - hofft Saab auf die Unterstützung von privaten Investoren und dem schwedischen Staat, der einen Einstieg bisher wiederholt abgelehnt hatte. Am Freitag schloss der Staatssekretär im schwedischen Industrieministerium, Joran Hagglund, Kreditgarantien für Saab jedoch nicht aus, falls die Firma eine Zukunftsperspektive habe.
"Alles hängt davon ab, wie die Pläne aussehen", sagte Hagglund. GM will den Gerichtsakten zufolge Mittel für die Umstrukturierung zur Verfügung stellen, jedoch nicht weiterhin alle Verluste übernehmen. Den Angaben zufolge rechnet Saab 2008 und 2009 mit einem Fehlbetrag von jeweils umgerechnet rund 270 Mio. Euro. Der Betrieb werde dennoch normal weitergehen, erklärte Saab. . Man werde auch bei der Automesse in Genf in gut zwei Wochen "kraftvoll und dynamisch die zukunftsträchtigen Saab-Modelle vorstellen", kündigte der bisherige Konzernchef Jan Ake Jonsson an. Saab ist einer der kleinsten Autohersteller in Europa und hat sich seit 1947 einen Namen mit hochwertigen und als besonders sicher geltenden Autos gemacht.
"Alle möglichen Optionen überprüft"
GM hatte zuvor im Rahmen seines Sanierungsprogramms angekündigt, die finanzielle Unterstützung für Saab zurückzufahren und die schwedische Tochter 2010 aus dem Konzern herauszulösen. Der US-Autobauer, selbst akut vom Aus bedroht, sicherte jedoch in Detroit Finanzierungshilfen für die Fortsetzung der Produktion in einer mindestens dreimonatigen Rekonstruktionsperiode an.
"Wir haben alle möglichen Optionen überprüft und werden das weiterhin tun, um die Finanzierung sicherzustellen oder Saab zu verkaufen", erklärte Jonsson. "Wir haben beschlossen, dass eine Reorganisation der beste Weg ist, um eine wirklich unabhängige Einheit zu schaffen, die attraktiv ist für Investoren." Ein vom Gericht bestellter Aufseher soll den Restrukturierungsprozess überwachen, in dessen Rahmen die Produktion stärker gebündelt werden soll.
Tausende Jobs stehen auf dem Spiel
Laut einem Bericht der schwedischen Zeitung "Dagens Industri" will GM rund 400 Mio. Dollar in Saab pumpen und hofft auf Kreditgarantien des schwedischen Staats über 590 Mio. Dollar. Mit dem Geld sollten Verluste ausgeglichen und neue Modelle entwickelt werden, damit Saab ab 2011 oder 2012 Gewinne schreiben könne. Dazu müssen bei den Schweden der Zeitung zufolge 120.000 bis 130.000 Autos vom Band laufen. 2007 verkaufte Saab 93.000 Fahrzeuge. Analysten befürchten, dass Saab deutlich mehr Geld benötigt, um die Gewinnschwelle zu erreichen.
Saab leidet besonders unter der weltweiten Absatzkrise, weil es eine vergleichsweise alte Modellpalette hat. Außerdem kämpft der Konzern mit Überkapazitäten und hohen Kosten. Durch die Krise von Saab und die zum Verkauf gestellte Ford-Tochter Volvo droht der schwedischen Autoindustrie das Aus. Mehr als 20.000 Menschen arbeiten bei den beiden Herstellern, außerdem stehen Tausende Jobs in der Zulieferindustrie auf dem Spiel.
Quelle: ntv.de