Top-Gehälter in der Krise Gutes Jahr für VW-Chefs
12.03.2009, 11:40 UhrDer Volkswagen-Vorstand hat im abgelaufenen Jahr so viel verdient wie noch nie. Die Vergütungen der fünf höchsten Manager haben sich zum Teil aufgrund ausgeübter Aktienoptionen vervierfacht. Die Einkünfte von Firmenchef Martin Winterkorn stiegen so auf 12,7 (Vorjahr: 5,1) Mio. Euro. Das geht aus dem heute vorgelegten Geschäftsbericht hervor.
Die Bezüge von Finanzchef Hans Dieter Pötsch erhöhten sich auf 9,5 (2,7) Mio. Euro. Beschaffungsvorstand Francisco Garcia Sanz verdiente 9,5 (2,9), Produktionsvorstand Jochem Heizmann 6,9 (2,6) und Personalvorstand Horst Neumann 6,8 (2,7) Mio. Euro.
Insgesamt erhielt die VW-Führungsriege mit 45,4 (16,5) Mio. Euro knapp drei Mal so viel wie im Vorjahr. Davon entfielen 5,3 Mio. auf fixe Gehaltskomponenten. 12,5 Mio. entfielen auf - angesichts der Gewinnsteigerung hohe - variable Komponenten sowie 27,5 Mio. auf ausgeübte Aktienoptionen. Die Manager profitierten dabei von dem im Zuge des Porsche-Einstiegs auf nie gekannte Höhen gestiegenen VW-Aktienkurs. Sein Nettoergebnis hatte der Konzern im abgelaufenen Jahr um 14 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro gesteigert.
"Die Erhöhung der Bezüge war maßvoll und angemessen", sagte Neumann. Mit ihren Bezügen lägen die VW-Vorstände im Vergleich zu anderen deutschen Unternehmen nicht an der Spitze, aber im oberen Drittel. Die Aufsichtsräte strichen insgesamt 4,6 (4,3) Mio. Euro ein, wobei Chefkontrolleur Ferdinand Pich 467.000 (437.500) Euro erhielt.
"Lichtblick" Deutschland
Wie Volkswagen auf der Bilanz-Pressekonferenz mitteilte, hat der Konzern in den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 angesichts der dramatischen Krise in wichtigen Märkten einen deutlich Absatzeinbruch erlitten. Die Auslieferungen sanken im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf rund 809.000 Fahrzeuge, wie VW mitteilte. Damit schnitt Volkswagen besser ab als der Gesamtmarkt. Der Weltmarkt sei im Januar und Februar hingegen um 23 Prozent eingebrochen. Ein "Lichtblick" sei Deutschland.
Die Abwrackprämie habe zu einem Ansturm auf die Autohäuser geführt. Gemessen an den Auftragseingängen sei der Februar für VW der mit Abstand beste Monat seit der Wiedervereinigung gewesen. Die Auslieferungen für die Marke Volkswagen Pkw stiegen um 20 Prozent.
Der erfreulichen Entwicklung in Deutschland stünden allerdings unverändert dramatische Einbrüche in den USA, Japan und Europa gegenüber, sagte VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. VW gehe für das Jahr 2009 von einem weltweiten Gesamtmarkt unterhalb der 50-Millionen-Marke aus. Im Vorjahr lag der Markt noch bei 55 Mio. Neufahrzeugen. VW rechnet für das laufende Jahr früheren Aussagen zufolge konzernweit mit einem Absatzeinbruch von rund zehn Prozent.
Gewinner der Krise
Winterkorn bekräftigte, VW wolle zu den Gewinnern der Krise gehören. "Wir spielen weiterhin auf Angriff. Unser Ziel haben wir dabei fest im Blick: Die Spitze der Automobilindustrie." Größter Autobauer der Welt ist derzeit Toyota. VW ist bislang nach dem US-Autobauer General Motors, der ums Überleben kämpft, die Nummer drei weltweit.
Nach Rekordzahlen im vergangenen Jahr stellt sich der VW-Konzern aber zunächst auf ein schwierigeres Jahr 2009 ein und erwartet Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis. 2008 war das operative Ergebnis gegen den Branchentrend um 3,0 Prozent auf den Rekordwert von 6,3 Mrd. Euro gestiegen, wie VW bereits bekanntgegeben hatte. Unterm Strich blieb ein Gewinn von rund 4,7 Mrd. Euro - 13,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz erhöhte sich um 4,5 Prozent auf 113,8 Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de