Tiefer Griff ins Rettungspaket HSH beantragt Milliarden
03.11.2008, 15:38 UhrDie HSH Nordbank nimmt das Rettungspaket des Bundes in Anspruch. Das Haus werde beim Bund Garantien von bis zu 30 Mrd. Euro beantragen, teilte die fünftgrößte Landesbank nach einer Aufsichtsratssitzung in Kiel mit. Die Summe solle zum Teil für das operative Geschäft und zum Teil als Puffer für die künftige Entwicklung eingesetzt werden.
Die Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung sieht die HSH Nordbank nach eigenen Angaben nicht. Die Landesbank verfüge derzeit über ausreichend Kapital, teilte Vorstandschef Hans Berger mit. Die Landesbank verfüge über ein Gesamtkapital von 13,5 Mrd. Euro und damit - unter Berücksichtigung von Marktrisiken - über eine Kernkapitalquote von 7,4 Prozent. Um die Kapitalbasis weiter zu verbessern, wolle der Vorstand auch Gespräche mit den Eignern führen. Darüber hinaus prüfe die HSH Möglichkeiten einer Kapitalspritze im Rahmen des Rettungspakets des Bundes.
Schrittmacher für den Geldmarkt
Mit der Inanspruchnahme des staatlichen Garantiefonds will die HSH vor allem den Interbankenhandel ankurbeln. Dieser sei derzeit nicht sehr lebendig und müsse dringend wieder belebt werden, sagte der HSH-Chef. Dies diene nicht nur der Bank, sondern auch ihren Kunden.
Die Landesbank wolle den beschlossenen Rahmen zu Nutzung des Garantiefonds mit bis zu 30 Mrd Euro nicht auf einmal in Anspruch nehmen. Vielmehr sei geplant, die Garantien in mehreren kleinen Tranchen abzufordern, erklärte Berger. Der Vorstand geht auch davon aus, dass die Höchstsumme von 30 Mrd. Euro wahrscheinlich nicht abgerufen werden muss. Diese Summe beinhalte eine vorsichtige Einschätzung, sagte Berger weiter.
Trotz der aktuellen Probleme sieht die HSH Nordbank keinen Bedarf, sich mit einer anderen Landesbank zusammenzuschließen. Das Thema stehe "im Moment nicht auf der Agenda", sagte Berger.
Mehr als eine Milliarde perdu
Für die ersten neun Monate weist die HSH einen Verlust von 360 Mio. Euro aus. Ein Sprecher bezifferte die Abschreibungen für die ersten neun Monate - unter anderem als Folge der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers und das Island-Moratorium - auf rund 1,3 Mrd. Euro. Für den weiteren Verlauf des Jahres schließt der weltgrößte Schiffsfinanzierer einen weiteren Abschreibungsbedarf nicht aus. Daher werde man auch keine Geschäftsprognose abgeben.
Bereits vor der Aufsichtsratssitzung war das schleswig-holsteinischen Finanzministeriums davon ausgegangen, dass die Landesbank auf das staatliche Rettungspaket des Bundes zurückgreifen werde. "Davon gehe ich aus", sagte ein Sprecher des Ministeriums in Kiel. Das Bundesland rechne daher für dieses Jahr nicht mit einer Dividende von der Landesbank. Für 2009 werde die Ausschüttung "deutlich niedriger" ausfallen. Banken, die unter den Rettungsschirm der Bundesregierung schlüpfen, müssen sich Auflagen beugen. Dazu gehört bei einer Kapitalbeteiligung, dass die Dividende für die Hilfsperiode gestrichen wird.
Mehr als erwartet
Das "Hamburger Abendblatt" hatte zuvor berichtet, die HSH wolle in den nächsten vier Jahren offenbar Bürgschaften von mindestens 20 Mrd. Euro in Anspruch nehmen. Unter Berufung auf Finanzkreise berichtete die Zeitung, die Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein müsse wegen der Finanzkrise in diesem Jahr 700 Mio. Verlust verkraften und wolle ihr Eigenkapital um 2,6 Mrd. Euro aufstocken.
Als Alternative zu einer staatlichen Kapitalspritze komme eine Kapitalerhöhung durch die Anteilseigner in Frage, hatte das "Hamburger Abendblatt" Schleswig-Holsteins Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) zitiert.
Hauptaktionär der Landesbank ist mit 30,4 Prozent die Hansestadt Hamburg, das Land Schleswig-Holstein hält 29,1 Prozent, den dortigen Sparkassen gehören 14,8 Prozent und dem US-Investor Christopher Flowers 25,7 Prozent.
Quelle: ntv.de