Subprime-Folgen im Norden HSH verlegt Börsengang
10.03.2008, 15:43 UhrDie HSH Nordbank verschiebt wegen der Finanzkrise ihren für 2008 geplanten Börsengang auf unbestimmte Zeit. Stattdessen will Deutschlands fünftgrößte Landesbank im Rahmen einer Kapitalerhöhung rund eine Milliarde Euro bei ihren Eigner einsammeln. Diese Kapitalmaßnahmen seien im Zusammenhang mit einem Börsengang ohnehin vorgesehen gewesen, sagte Bankchef Hans Berger. Sie würden nun vorgezogen. Die globale Kreditmarktkrise sei nicht der Grund für den Kapitalbedarf.
Nach Angaben der Bank planten die Eigentümer der HSH schon länger, die Eigenkapitalbasis zu stärken. Hamburg, Schleswig-Holstein und die Sparkassen des nördlichsten Bundeslandes hatten sich darauf verständigt, stille Einlagen von 685 Mio. Euro zu wandeln. Den Rest soll der Investor JC Flowers zuschießen, damit sich sein Anteil nicht verwässert. Die HSH Nordbank hat mit Flowers als erste und bislang einzige öffentlich-rechtliche Bank einen privaten Anteilseigner. Er hatte vor zwei Jahren den 27-prozentigen HSH-Anteil von der WestLB übernommen. Hamburg hält 35 Prozent, Schleswig-Holstein 20 Prozent und der dortige Sparkassen- und Giroverband 18 Prozent.
Die Folgen der weltweiten Finanzmarktkrise schlugen bei der HSH Nordbank im vergangenen Jahr mit rund 1,1 Mrd. Euro zu Buche. Davon entfallen nach Angaben der Landesbank mit 563 Mio. mehr als die Hälfte auf Subprime-Risiken aus dem US-Immobilienmarkt. Trotz des hohen Abschreibungsbedarfs blieb unter dem Strich ein Jahresüberschuss von 250 Mio. Euro. Nach den vorläufigen Zahlen fiel der Überschuss damit um 46 Prozent niedriger aus als im Vorjahr.
Damit ist der weltgrößte Schiffsfinanzierer vergleichsweise stark betroffen. Deutschlands größtes Kreditinstitut, die Deutsche Bank, musste zum Beispiel 2,3 Mrd. abschreiben, die Commerzbank insgesamt fast eine Milliarde Euro. Neben den Großbanken waren vor allem Landesbanken betroffen. Die BayernLB hatte Wertkorrekturen von 1,9 Mrd. Euro bekannt gegeben. Auch beim Stuttgarter Wettbewerber LBBW und der Düsseldorfer WestLB erreichten die Belastungen Milliardenhöhe.
HSH-Chef Berger verwies darauf, dass es sich bei den Abschreibungen um Bewertungsmaßnahmen handele. Die tatsächlich eingetretenen Verluste lägen "deutlich unter 200 Millionen Euro". Bei seinem nach alten HGB-Grundsätzen erstellten Zahlenwerk berücksichtigte das aus den Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangene Institut Wertminderungen bis Mitte Februar 2008. In diesem Zeitraum waren wegen der Finanzmarktkrise die Kurse besonders stark eingebrochen. Bei einer stichtagsbezogenen Berechung zum Jahresende wären die Belastungen um eine halbe Milliarde niedriger ausgefallen, sagte der HSH-Chef. Mit diesem Schritt soll die 2008er Bilanz entlastet werden.
Rund 200 Mio. Euro steckte die HSH Nordbank in die Neubewertungsrücklage. Bei diesem Instrument gehen Banken davon aus, dass Papiere, die unter Wert notieren, ihre Verluste binnen Jahresfrist wieder aufholen können. "Wir haben hier keine stillen Risiken", sagte HSH-Vorstand Dirk Jens Nonnenmacher.
Aus dem Überschuss von 250 Mio. Euro soll den Anteilseignern eine um 15 Mio. auf 175 Mio. erhöhte Dividende zufließen. Ihre endgültigen Zahlen will die HSH Nordbank am 9. April nach internationalen IFRS-Regeln vorlegen.
Quelle: ntv.de