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Spannungen bei Airbus Harsche Töne aus Paris

Die Spannungen zwischen französischen und deutschen Mitarbeitern am Airbus-Sitz in Toulouse treten immer offener zu Tage. Der französische Chef der Airbus-Mutter EADS, Louis Gallois, sagte in Paris, er habe es "ziemlich eilig, die Deutschen abreisen zu sehen". Airbus-Mitarbeiter aus dem Nachbarland waren wegen der Probleme beim Großraumflugzeug A380 nach Frankreich beordert worden.

Die Deutschen würden "besser bezahlt, weil sie für ihre Versetzung entschädigt werden. Sie arbeiten weniger, weil es ziemlich schwierig ist, Leute weit entfernt von ihrem Ort zum Arbeiten zu bringen", so Gallois weiter. Sie verbrächten "zuviel Zeit vor der Kaffeemaschine" anstatt Flugzeuge zu bauen, beklagte Gallois. Dies führe zu "Spannungen" mit den französischen Beschäftigten.

Es gebe in Toulouse einen "Verlust an Arbeitsleistung", sagte Gallois. Dies sei in Fällen, in denen Mitarbeiter massenhaft in andere Werke versetzt würden, aber nicht nur bei Airbus so. Der US-Konkurrent Boeing habe "dasselbe Problem". Hauptziel für Airbus müsse es sein, Flugzeuge auszuliefern, betonte der EADS-Chef. Deshalb wünsche er, dass die Deutschen mit dem Übergang zur Serienfertigung beim A380 Anfang 2009 wie geplant nach Hamburg zurückkehrten.

"Körperliche Konfrontationen"

In Toulouse sind zurzeit rund 2000 Deutsche damit beschäftigt, wegen Problemen bei der Verkabelung Rückstände beim A380 aufzuholen. Sie kommen größtenteils aus Hamburg. Gallois war Ende Mai eigens nach Toulouse gereist, um Ruhe in die dortige Belegschaft zu bringen. Zuvor hatte eine Gruppe französischer Manager ein Schreiben mit Vorwürfen gegen die deutsche Seite bei Airbus veröffentlicht. Darin hieß es, das Klima zwischen Deutschen und Franzosen in Toulouse sei inzwischen derart aufgeheizt, dass "das Risiko von körperlichen Konfrontationen" bestehe. Gleichzeitig wurde beklagt, dass deutsche Standorte bei der Umsetzung des Sparplans "Power 8" bisher deutlich besser weggekommen seien.

Kein Interesse an russischen Kampfjets

Unabhängig von den Spannungen in Toulouse wurde am Mittwoch bekannt, dass der Airbus-Mutterkonzern EADS seinen zehnprozentigen Anteil am russischen Kampfjet-Hersteller Irkut an die russische Flugzeugbau-Holding UAC verkauft hat. Irkut sei zu spezialisiert auf Kampfflugzeuge, wo EADS mit dem Eurofighter und seiner Beteiligung an Dassault Aviation schon stark vertreten sei, sagte ein Konzernsprecher in Paris. Entgegen anderslautenden Berichten bleibe das Interesse der EADS an einer Beteiligung an der russischen Flugzeugbauholding UAC aber bestehen.

EADS wollte ursprünglich einfach seine Irkut-Beteiligung in eine Beteiligung an UAC umtauschen. Wegen Verzögerungen bei der Firmenbewertung erweist sich das aber als technisch schwierig. Deshalb hat EADS den Irkut-Anteil für knapp 2,16 Mrd. Rubel (60 Mio. Euro) an UAC verkauft. EADS möchte weiterhin, dass UAC sich am Bau der Airbus A350 beteiligt. Unter dem Dach der UAC sind die größten russischen Flugzeugbauer zusammengeführt.

Quelle: ntv.de

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