Turbulente Hauptversammlung Heidelberger Druck spart
18.07.2008, 16:16 UhrNach der Ankündigung eines Millionen-Sparprogramms hat der weltgrößte Druckmaschinen-Hersteller Heidelberger Druck mögliche weitere Einschnitte angedeutet. "Sollten sich die Rahmenbedingungen gegen Ende des Jahres gravierend ändern, dann muss eine Phase zwei folgen", sagte Konzernchef Bernhard Schreier auf der Hauptversammlung in Mannheim. "Wir arbeiten an Schubladen-Plänen, die dann gezogen werden können." Damit solle auch eine mögliche Übernahme verhindert werden, die Schreier angesichts des eingebrochenen Aktienkurses nicht ausschließen wollte: "Es gucken viele drauf, jeder weiß, welches Substanz dieses Unternehmen hat."
Heidelberger Druck hatte in der vergangenen Woche ein 100-Millionen-Euro schweres Sparprogramm verkündet. Dabei sollen 500 der weltweit knapp 19.600 Stellen gestrichen werden. Besonders betroffen sind Verwaltung, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze fällt in Deutschland weg, wobei betriebsbedingte Kündigungen wegen eines Zukunftssicherungsvertrags unmöglich sind. Außerdem soll ein Teil der heimischen Produktion ins Ausland verlagert werden. Vor allem in China will Schreier aufstocken.
Noch schlechtere Zahlen in 2008
Das vergangene Quartal hatte das Unternehmen mit roten Zahlen und einem Umsatzeinbruch abgeschlossen. Bereits jetzt erwartet Schreier 2008 ein schlechteres Abschneiden als im abgelaufenen, schon rückläufigen Jahr. Eine genaue Prognose will er aber erst bei Vorlage der Halbjahreszahlen im November geben. Der Aktienkurs brach binnen zwölf Monaten von ehemals gut 40 Euro auf aktuell 11,28 Euro ein. Am Freitagnachmittag ging es um rund ein Prozent nach unten.
Heidelberger Druck leidet unter einer anhaltenden Kaufzurückhaltung in den Industrieländern, vor allem in den USA. Hintergrund ist die eingetrübte wirtschaftliche Stimmung infolge der Immobilien-Krise. "Von der Marktseite her erwarten wir auf kurze Sicht keine allzu großen Veränderungen der Rahmenbedingungen", sagte Schreier. Zuletzt hatte Schreier von "zwei, drei Jahren" gesprochen, die die schwierige Situation anhalten könne.
Analysten hatten das angekündigte Sparpaket bereits als zu gering kritisiert, die Anleger zogen nun nach. "Sie müssten hier im Büßergewand auftauchen", rief Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger. Ein Kleinanleger bezeichnete das Paket als "niedlich".
Zukäufe im Servicebereich
Von April bis Juni hatte Heidelberger Druck nach vorläufigen Zahlen operativ 35 bis 40 Millionen Euro verloren nach einem betrieblichen Gewinn von 26 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz war von 742 auf 640 bis 660 Millionen Euro gesunken. Neben der schwierigen Konjunkturlage belasten auch der schwache Dollar und die gestiegenen Rohstoffpreise das Unternehmen. Hinzu kamen hohe Kosten für die Branchenmesse drupa sowie Entwicklungskosten für neue großformatige Maschinen.
Neben dem Sparprogramm will Schreier mit dem Ausbau des Service- und Verbrauchsmaterialiengeschäfts gegensteuern. Den Umsatzanteil will der Konzernchef von derzeit knapp 20 auf mittelfristig rund 25 Prozent erhöhen. Realisiert werden soll dies wie in der Vergangenheit in erster Linie durch Zukäufe. Auch der Anteil des Verpackungsdrucks soll von 15 auf 25 Prozent zunehmen. Die restlichen 50 Prozent sollen auf den Werbedruck entfallen, den Bereich, der so stark eingebrochen ist.
Quelle: ntv.de