Dreiecks-Deal mit Akzo Henkel auf Klebstoffsuche
30.07.2007, 12:32 UhrDer Konsumgüterkonzern Henkel will sein Klebstoffgeschäft mit einer großen Übernahme stärken. Dazu wollen die Düsseldorfer dem niederländischen Chemiekonzern Akzo Nobel bei der geplanten Übernahme des britischen Konkurrenten ICI unter die Arme greifen. Im Gegenzug sollen Teile des Klebstoffgeschäfts der ICI-Tochter National Starch mit einem Umsatz von rund 1,85 Mrd. Euro an Henkel gehen.
Akzo Nobel legte mit Henkels Hilfe auf 650 Pence je Aktie aufgestocktes Angebot für ICI vor, das die Briten aber umgehend zurückwiesen. ICI sehe sich trotz der nun auf insgesamt rund 7,8 Mrd. Pfund erhöhten Offerte nicht ausreichend bewertet, teilte der britische Konzern mit. Auch werde Akzo kein Einblick in die ICI-Bücher gewährt. Analysten erwarteten, dass Akzo die Offerte noch einmal anheben könnte. Bis zum 09. August müssen die Niederländer nach britischen Behördenangaben ein bindendes Angebot vorlegen - oder ihre Pläne aufgeben.
Die Gespräche mit dem britischen Konkurrenten würden fortgesetzt, teilte Akzo Nobel weiter mit. Deren Ausgang dürfte auch das Henkel-Management mit Spannung erwarten. Denn das Klebstoffgeschäft kann Akzo Nobel nur dann an die Düsseldorfer weiterreichen, wenn ICI geschluckt wird. Ob dies gelinge, sei ungewiss, betonte Henkel. Für mögliche Übernahmegespräche hat Henkel aber bereits eine Exklusivitätsvereinbarung mit Akzo Nobel geschlossen.
Henkel erwartet bei einer Übernahme der National-Starch- Geschäfte eine nachhaltige Stärkung seiner Klebstoffsparte. Denn die Geschäftsfelder würden sich sowohl bei den Anwendungen als auch in regionalen Märkten ergänzen, teilte Konzernchef Ulrich Lehner mit. So ist Henkel bei Industrieklebstoffen vor allem in der Automobil- und Luftfahrtbranche aktiv, National Starch dagegen bei Herstellern von Vliesstoffen und Hightech- Sportschuhen. Henkel könnte nach einer Übernahme zudem das Geschäft mit Klebstoffen für medizinische Anwendungen ausbauen. National Starch ist wie ICI insgesamt auch in Asien stark vertreten. Damit könnte der deutsche Konsumgüterhersteller etwa den Markteintritt in Japan schaffen. Zu finanziellen Details wollte sich ein Henkel-Sprecher nicht äußern. Investoren reagierten mit Aktien-Käufen auf die Übernahmepläne.
Henkel hatte zuletzt mit der 2004 abgeschlossenen Übernahme des US-Konsumgüterherstellers Dial eine milliardenschwere Übernahme gestemmt. Seitdem setzt der durch Marken wie Persil, Pritt oder Fa bekannte Konzern auf organisches Wachstum sowie auf kleinere Zukäufe, um sein Geschäft abzurunden. Im Februar hatte der Konzern sein Klebstoff- und Technologiegeschäft in einer Sparte zusammengelegt, um die Schlagkraft zu erhöhen.
Quelle: ntv.de