Weitere Zinsschritte voraus Hongkong senkt Leitzins
23.01.2008, 06:49 UhrDie Währungsbehörde Hongkongs hat am Mittwoch ihre Geldpolitik gelockert. Der geldpolitische Schlüsselzinssatz sinkt um 75 Basispunkte auf 5,0 Prozent, wie die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) mitteilte.
Am Vortag hatte die US-Zentralbank ihren Leitzins ebenfalls um 75 Basispunkte auf 3,5 Prozent zurückgenommen. Der Hongkong-Dollar ist an den US-Dollar gekoppelt, weshalb die Währungsbehörde der chinesischen Sonderverwaltungszone in der Regel den US-Zinsentscheidungen folgt.
Fed soll noch mal ran
Nach der überraschenden Zinssenkung der US-Notenbank Fed rechnen Händler an der Wall Street überwiegend mit einem weiteren Schritt in der kommenden Woche. 14 von 17 befragten Primärhändlern erwarten eine Reduzierung bei dem Treffen des zinsentscheidenden Offenmarktausschusses vom 29. bis zum 30. Januar, wie eine Umfrage am Dienstag ergab. Zwölf Händler gehen sogar davon aus, dass der Leitzins um einen halben Prozentpunkt reduziert wird. Das Tief in diesem Zinszyklus sehen die Experten nun bei 2,5 Prozent; zuvor lag die Erwartung bei 3,0 Prozent.
Die Fed hatte angesichts der weltweiten Einbrüche an den Aktienmärkten den Zinssatz für Tagesgeld um 75 Basispunkte auf 3,5 Prozent reduziert. So stark hatte die Fed zuletzt vor gut 23 Jahren im Oktober 1984 den damals noch als Leitzins geltenden Diskont-Satz auf einen Schlag gesenkt. Zugleich betonten die Währungshüter, notfalls weiter zeitnah zu handeln, um größeren Wirtschaftsrisiken zu begegnen. An den Börsen sorgte der Überraschungscoup für Erleichterung.
England will auf Finanzkrise reagieren
Der Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, deutete ebenfalls die Möglichkeit einer Zinssenkung in Großbritannien im Februar an, um die Konjunktur zu beleben. Eine darüber hinausgehende Lockerung der Geldpolitik könnte allerdings durch den Preisdruck verhindert werden, sagte King seinem Redetext zufolge am Dienstag in Bristol. Das neue Jahr stelle die britische Zentralbank vor ihre größten Herausforderungen, seit sie 1997 unabhängig geworden sei.
Die Wirtschaft habe derzeit mit zwei ausgeprägten Schocks zu tun: Einerseits drohe durch die Kreditkrise eine markante Verlangsamung des Wachstums. Andererseits drohten steigende Energie- und Lebensmittelpreise, die Inflation hochzutreiben, sagte King. "Wir stehen im Laufe dieses Jahres vor einem schwierigen Balanceakt. Aber wir beginnen das Jahr aus einer Position, in der der Diskontsatz mit 5,5 Prozent wohl die Nachfrage drückt." Die Äußerungen dürften die Markterwartung bestärken, dass die Bank of England nach der nächsten Sitzung ihres geldpolitischen Ausschusses am 6. und 7. Februar die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird. Die jüngste Senkung hatte sie im Dezember beschlossen.
Banken-Krise, nicht Notenbanken-Krise
Die Entwicklungen an den Finanzmärkten hätten bereits begonnen, sich auf die britische Konjunktur durchzuschlagen, sagte King. So zögen die Kreditbedingungen für Privathaushalte und Unternehmen an. Dennoch solle niemand versuchen, die derzeit an den Kapitalmärkten stattfindende Neubewertung von Risiken aufzuhalten. Die aktuellen Anpassungen seien nötig. Der Schlüssel zur Lösung der Krise liege letztlich bei Banken und Finanzmärkten, nicht aber bei den Zentralbanken.
Keine Leitzinssenkung der EZB
Der Vorsitzende der Eurogruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, hält eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im Gefolge der Fed-Entscheidung in den USA dagegen für unwahrscheinlich. Als Grund verwies Juncker am Dienstag in einem Interview des luxemburgischen Fernsehens auf die Inflationsgefahr in Europa. Weil der Hauptauftrag der EZB in der Sicherung der Preisstabilität bestehe, rechne er nicht mit einer ähnlichen Zinssenkung wie derjenigen der US-Notenbank (Fed).
Die EZB habe mit ihrer Betonung der Preisstabilität recht, betonte Juncker. Über Europa schwebe eine reale Inflationsgefahr. Zwar würden sich bestimmte preistreibende Elemente im Laufe des Jahres abschwächen, doch die Inflation sei dennoch der größte Feind des einfachen Mannes. Juncker sitzt den Finanzministern der Eurozone vor und hat Beobachterstatus bei den Sitzungen des EZB-Rats, der die Zinsen der Europäischen Zentralbank festlegt.
Quelle: ntv.de