Übernahmeangebot ING will Interhyp
19.05.2008, 09:07 UhrDer niederländische Finanzriese ING will den Münchner Baufinanzierungs-Vermittler Interhyp für mehr als 400 Mio. Euro übernehmen. ING biete je Interhyp-Aktie 64 Euro in bar, teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Das entspricht einem Aufschlag von 31 Prozent auf den Schlusskurs der im Kleinwerte-Index SDax notierten Interhyp-Aktie vom Freitag. Dementsprechend zogen die Papiere zu Wochenbeginn an.
Das Übernahmeangebot bewertet Interhyp mit gut 416 Mio. Euro. ING will sich zumindest die Mehrheit sichern. Die Interhyp-Gründer Robert Haselsteiner und Marcus Wolsdorf haben bereits zugesagt, ihre Beteiligung von zusammen gut 32 Prozent an ING abzutreten. Sie erhalten dafür zusammen 134 Mio. Euro. Nach dem Eigentümerwechsel sollen beide Manager an Bord bleiben und Interhyp gemeinsam mit dem künftigen Finanzchef Jörg Utecht leiten.
Interhyp vermittelt Baufinanzierungen anderer Anbieter und kassiert dafür Provisionen. Wegen der schwachen Nachfrage musste die Münchener Firma im ersten Quartal einen Gewinnrückgang hinnehmen. Interhyp kommt auf einen Marktanteil von etwa drei Prozent. Hauptrivalen sind, wie für ING auch, die im deutschen Privatkundengeschäft dominierenden Sparkassen. 2007 vermittelte Interhyp über das Internet, Call-Center und eigene Filialen ein Baufinanzierungsvolumen von 5,7 Mrd. Euro.
ING will die Marke Interhyp und den Firmensitz erhalten. Der Chef der ING-Direktbanksparte ING Direct, Dick Harryvan, kündigte an, die Expansion von Interhyp ins Ausland zu forcieren. In Deutschland sind die Niederländer vor allem für die Direktbank ING-DiBa bekannt, die lange Jahre auf hohe Wachstumsraten verweisen konnte. Die Niederländer sind weltweit mit 125.000 Mitarbeitern aktiv und haben über 75 Mio. Kunden.
Die Annahmefrist für die Interhyp-Aktionäre beginnt nach der Hauptversammlung am 4. Juni. Damit haben die jetzigen Eigentümer noch Anspruch auf die Dividende für 2007. Interhyp schüttet fast 27 Mio. Euro aus, deutlich mehr als der Jahresüberschuss von gut 18 Mio. Die normale Dividende beläuft sich auf 2,10 Euro je Aktie, hinzu kommt eine Sonderzahlung von zwei Euro je Aktie.
Seit dem Börsengang von Interhyp im September 2005 war das Unternehmen außerordentlich gut kapitalisiert. Deswegen hatten Branchenkenner lange Zeit eher Zukäufe für möglich gehalten.
Quelle: ntv.de