"Zwischen Eis und Feuer" IWF-Chef bleibt skeptisch
10.04.2008, 19:49 UhrDer geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, hat die kritische Lage der Weltwirtschaft unterstrichen. Dabei befinde sich die globale Ökonomie in einer Situation zwischen "Eis und Feuer", sagte der Franzose im Vorfeld der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington. Strauss-Kahn führte den IWF seit einem halben Jahr.
"Das Eis hat mit der konjunkturellen Verlangsamung zu tun, das Feuer mit der Inflation", sagte der IWF-Chef. So gebe es angesichts der Finanzkrise weiterhin Abwärtsrisiken für die ohnehin schon skeptischen Wachstumsprognosen, erklärte Strauss-Kahn. Er verwies darauf, dass seine Institution eine "ernste Wachstumsverlangsamung" erwarte und erst im Verlauf des kommenden Jahres mit einer schrittweisen Erholung rechne.
In seinem "Weltwirtschaftsausblick" hatte der IWF für dieses und kommendes Jahr ein globales Wirtschaftswachstum zwischen 3,7 und 3,8 Prozent vorhergesagt. Frühere Prognosen wurden damit deutlich nach unten revidiert. Für die US-Wirtschaft rechnet der IWF sogar mit einer "milden Rezession". Die Abwärtsrisiken begründete der IWF-Chef nicht nur mit den Auswirkungen der Finanzkrise und eines weiteren möglichen Abschwungs am US-Häusermarkt, sondern auch mit der weltweit hohen Inflation und einer möglichen Abschwächung der Kapitalflüsse in die aufstrebenden Volkswirtschaften. Vor allem mit Blick auf die Staaten in Mittel- und Osteuropa äußerte sich Strauss-Kahn in diesem Zusammenhang besorgt. Er verwies außerdem darauf, dass die steigende Risikoaversion die Finanzierungskosten - etwa für Unternehmensinvestitionen - erhöhe.
Als "sehr gut" bezeichnete Strauss-Kahn die bisherigen Reaktionen der Notenbanken auf die Finanzkrise. Er bezog sich dabei sowohl auf die umfangreichen Liquiditätsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) wie auch auf die kräftigen Zinssenkungen der Fed. Die teilweisen Unterschiede in der Vorgehensweise führte Strauss-Kahn darauf zurück, dass es zwischen den Notenbanken deutliche Abweichungen gebe, etwa bei der Bewertung der Inflationsentwicklung oder bei der Finanzaufsicht. Strauss-Kahn sprach sich dafür aus, dass es in Zukunft mehr "standardisierte Verfahren" geben sollte, mit denen auf solche Krisen reagiert wird. Solche Verfahren sollten auch zu einheitlicheren Marktreaktionen führen, deutete Strauss-Kahn an.
Die hohe Inflation führte er besonders auf die fortgesetzten Preisanstiege bei Nahrungsmitteln und Rohstoffen zurück. Angesichts der starken Verteuerung von Nahrungsmitteln, rund 50 Prozent seit Ende 2006, äußerte er seine Besorgnis mit Blick auf die ärmeren Länder. "Damit werden alle Erfolge, die wir bei der Armutsbekämpfung erreicht haben, unterminiert", sagte der IWF-Chef. Er betonte die Notwendigkeit, Hindernisse zu beseitigen, die einer Ausweitung des Angebots an Nahrungsmitteln im Wege stünden. Strauss-Kahn sagte zudem, dass die hohen Nahrungsmittelpreise am Freitag bei den G-7-Gesprächen in Washington Thema sein dürften.
Quelle: ntv.de