Schwächeres Wachstum IfW senkt Prognose
13.09.2007, 15:02 UhrUnter dem Eindruck der Immobilienkrise in den USA und der dort schwächeren Konjunktur hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland deutlich gesenkt. Für das laufende Jahr rechnen die Wirtschaftsforscher nun noch mit einem Wachstum von 2,7 Prozent. Allerdings lag die zuvor erwartete Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,2 Prozent auch klar über den Prognosen der meisten anderen Wirtschaftsforscher. 2008 soll die gesamtwirtschaftliche Produktion nunmehr um 2,4 Prozent steigen; erst im Juni hatte das Institut seine Prognose für das kommende Jahr noch auf 2,7 Prozent erhöht.
Bei der "ungünstigeren Entwicklung" spielten die gegenwärtigen Finanzmarktturbulenzen sowie die Abschwächung der US-Konjunktur eine Rolle, wurde die Korrektur begründet. Zwar sei derzeit schwer auszumachen, inwieweit die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen und Haushalte in Deutschland durch die US-Hypothekenkrise negativ beeinflusst wird. Unabhängig davon sei aber zu erwarten, dass die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und private Haushalte ungünstiger werden. Insbesondere im Kreditbereich werden Risiken an den internationalen Finanzmärkten höher bewertet, teilte das IfW mit. Außerdem setzten Banken ihr Eigenkapital unter anderem verstärkt zur Begleichung von Verlusten ein.
Trotz der Unwägbarkeiten malten die Wissenschaftler kein düsteres Bild: "Die konjunkturelle Expansion in Deutschland hat sich abgeschwächt. Gleichwohl sind die Aufschwungkräfte nicht erlahmt, dafür sprechen wichtige Indikatoren." So steige die Inlandsnachfrage im zweiten Halbjahr 2007 beschleunigt, "da die dämpfenden Effekte der restriktiven Finanzpolitik allmählich abklingen". Auch bei den Unternehmen rechnet das Institut mit einer hoch bleibenden, wenn nicht sogar beschleunigten Investitionsdynamik. Die Absatz- und Ertragserwartungen seien weiterhin positiv, und Firmen würden von 2008 an wegfallende Abschreibungsmöglichkeiten vorher noch nutzen.
Im kommenden Jahr wird das Konjunkturtempo nach IfW-Einschätzung allerdings nur noch moderat zulegen. Dennoch werde der inländische Konsum weiter "recht kräftig expandieren und die wesentliche Stütze der Konjunktur sein". Dagegen dürften die Unternehmensinvestitionen etwas an Schwung verlieren - aufgrund vorgezogener Käufe im Jahre 2007 sowie einer zunehmend wirksam werdenden strafferen Geldpolitik. Die Zahl der Arbeitslosen soll im Jahresdurchschnitt 2008 weiter auf 3,2 Millionen nach 3,8 Millionen in diesem Jahr zurückgehen. Der Preisauftrieb bleibe in beiden Jahren mit 1,9 Prozent beziehungsweise 2,0 Prozent ähnlich hoch, hieß es weiter.
Quelle: ntv.de