Problemfall Qimonda Infineon baut Dämme
22.04.2008, 06:36 UhrDer Halbleiterkonzern Infineon hat die Hoffnung auf eine rasche Erholung seiner Speicherchiptochter Qimonda aufgegeben und wertet seinen Anteil um eine Milliarde Euro ab. Qimonda verzeichnete allein im vergangenen Quartal einen Verlust von 482 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres, das im Oktober begann, beläuft sich der Fehlbetrag der Tochter auf 1,08 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich der Quartalsumsatz auf 412 Millionen Euro mehr als halbiert.
Die Infineon-Spitze hat sich darauf verständigt, den Anteil von rund 77,5 Prozent an Qimonda aus der Kernbilanz von Infineon zu nehmen und künftig als "nicht-fortgeführtes Geschäft" zu deklarieren. Folglich muss Infineon seine Qimonda-Aktien für das vergangene Quartal um insgesamt eine Milliarde Euro abwerten, was den Konzern tief in die Verlustzone reißen wird. Noch zum Jahreswechsel hatte die Mutter die Papiere mit je rund zwölf Dollar in den Büchern stehen. An der New Yorker Börse waren die Qimonda-Titel zuletzt nur noch 3,63 Dollar wert.
Stellenstreichung angekündigt
Die gebeutelte Qimonda verschärft unterdessen ihren Sparkurs. Das Unternehmen werde jährlich seine Kosten um 180 Millionen Euro senken und streiche dafür weltweit jeden zehnten Arbeitsplatz, sagte Firmenchef Kin Wah Loh in einer Telefonkonferenz. Zudem fahre Qimonda die erst Anfang Januar wieder aufgenommene Entwicklung von Flash-Speicherchips - wie sie etwa in Digitalkameras und Handys eingesetzt werden - auf eine Grundlagenforschung zurück. Die nicht einmal vier Monate alte Entwicklungskooperation mit der Taiwaner Macronix werde gekündigt, sagte Loh.
Am Markt für die hauptsächlich in Computern eingesetzten DRAM-Speicher erkennt Qimonda-Vorstand Thomas Seifert indes erste Hoffnungszeichen. "Die Preise für DRAM-Chips stabilisieren sich etwas, es gibt sogar einen leichten Aufwärtstrend", sagte er. Loh erwartet eine leichte Markterholung in der zweiten Jahreshälfte.
Quelle: ntv.de