Meldungen

M3 wächst schneller Inflation und steigende Preise

Die erneute Beschleunigung des Geldmengenwachstums besiegelt nach Ansicht von Analysten die weithin erwartete Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) im März. Mit einer Jahresrate von 9,7 Prozent erreichte der Zuwachs im Dezember einen neuen historischen Höchststand, wie die von der EZB am Freitag veröffentlichten Daten ergaben. "Das Wachstum der Geldmenge ist außergewöhnlich stark. Das dürfte bei der EZB die Sorge vor künftigem Inflationsdruck aufrechterhalten", sagte Thorsten Polleit, Volkswirt von Barclays Capital.

Auf längere Sicht führt eine übermäßige Geldversorgung der Wirtschaft nach Überzeugung der Zentralbank zu steigenden Preisen. Bundesbank-Präsident Axel Weber sagte zum M3-Anstieg am Randes des Weltwirtschaftsforums in Davos, dieser weise auf wachsenden binnenwirtschaftlichen Preisdruck hin. Zuvor hatte bereits EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark betont: "Wir wissen, dass die Liquidität ihren Weg durch das Finanzsystem bis zu den Verbraucherpreisen findet, auch wenn das einige Zeit dauern kann." Der M3-Anstieg ist einer der Gründe für den restriktiveren Kurs der EZB, die innerhalb eines Jahres den Leitzins um 1,5 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent anhob, zuletzt Anfang Dezember. Analysten rechnen in diesem Jahr mit zwei weiteren Zinserhöhungen auf 4,0 Prozent.

Nach Definition der EZB weist eine Wachstumsrate über 4,5 Prozent auf die Gefahr eines übermäßigen Preisanstiegs hin. Die Rate liegt allerdings schon seit bald sechs Jahren deutlich über dem Referenzwert, ohne dass die Teuerungsrate weit über das Ziel der EZB hinausgeschossen wäre. Die Zentralbank strebt Preisstabilität mit Inflationsraten von knapp zwei Prozent an. Unter Experten ist umstritten, ob die Geldmenge ein zuverlässiger Indikator für Inflation ist. So bewertet Karsten Junius von der DekaBank die Daten gelassen: "Die EZB braucht sich wegen der Zahlen keine Sorgen machen. Es bricht weder die Konjunktur ab noch schießt ihr die Geldmenge durch die Decke."

Der starke Anstieg von M3 rührt vor allem vom Bargeld her, das am schnellsten zu preistreibender Nachfrage eingesetzt werden kann. Auch kurzfristige Geldanlagen nehmen schon länger stark zu, was die EZB zum Teil selbst bewirkt hat. Mit den steigenden Leitzinsen wurden kurzfristige Termingelder attraktiver. Ob die Finanzanlage zu Inflation führen muss, ist ungewiss.

Die Zinserhöhungen zeigen inzwischen bei der Kreditvergabe die von der EZB erwünschte dämpfende Wirkung. Die Vergabe von Krediten an Private Sektor legte mit 10,7 Prozent etwas langsamer zu als im Vormonat mit 11,2 Prozent. "Das könnte vielleicht ein Hinweis sein, dass die Konjunktur nicht mehr ganz so gut läuft", sagte Michael Schubert, Analyst von der Commerzbank. Das Wachstum von Kredite an Privathaushalte ließ etwas stärker nach als das der Firmenkredite. Finanzierungen für Unternehmen mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren weiteten sich um massive 21,2 Prozent im Jahresabstand aus.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen