Milliardenstrafe droht Intel in der EU-Zange
27.07.2007, 14:04 UhrDie EU-Kommission wirft dem weltgrößten Chip-Hersteller Intel Missbrauch seiner dominanten Marktposition vor. Der US-Konzern habe versucht, den kleineren Rivalen AMD aus dem Markt für zentrale Computer-Prozessoren (CPU) zu drängen, teilte die oberste europäische Wettbewerbsbehörde nach jahrelangen Untersuchungen mit. Dies sei ein klarer Verstoß gegen europäisches Wettbewerbsrecht. Intel wies die Vorwürfe umgehend zurück, während AMD das Vorgehen der EU als positiv für Verbraucher und die gesamte Branche begrüßte. Sofern Intel die Kommission nicht überzeugen kann, droht dem Unternehmen eine Strafe von bis zu 2,6 Mrd. Euro.
Die beiden US-Chip-Hersteller teilen sich den Markt für Prozessoren, die im Herzen der weltweit rund eine Mrd. PCs stecken. Dabei ist der Anteil von Intel nach einem Rückgang in den vergangenen beiden Jahren zuletzt wieder auf rund 80 Prozent gestiegen. Im Rahmen des Verfahrens kann die Kommission Intel letztlich zu einer Geldstrafe bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes verdonnern. Dies wird von Experten aber als unwahrscheinlich bezeichnet.
Zentral für das weitere Vorgehen der Kommission dürfte der Ausgang des Rechtsstreits mit Microsoft sein. Dem Softwarekonzern wirft die Behörde ebenfalls Missbrauch der Markt-Dominanz vor. Sie brummte dem Unternehmen deshalb eine Rekord-Geldstrafe von knapp 500 Mio. Euro auf. Ein EU-Gericht entscheidet am 17. September, ob dies rechtens war.
Intel wirft die Kommission in drei Punkten einen Verstoß gegen Wettbewerbsrecht vor. So habe der Konzern Computerbauern Rabatte gewährt, wenn sie so gut wie alle Prozessoren von Intel bezögen. Zudem habe der Chip-Hersteller den PC-Produzenten finanzielle Anreize geboten, wenn sie die Einführung von Produkten mit AMD-Prozessoren verzögerten oder ganz aufgäben. Drittens habe Intel strategisch wichtigen Kunden Prozessoren zu Dumping-Preisen angeboten, um AMD auszustechen.
Eine Liste mit den Vorwürfen hatte die Kommission bereits am Donnerstag an den Chip-Weltmarktführer geschickt. Der Konzern kann darauf nun formell antworten. Intel-Hausjurist Bruce Sewell erklärte am Freitag, das Verhalten des Unternehmens verstoße nicht gegen Wettbewerbsregeln und sei zudem gut für die Kunden. "Wir sind zuversichtlich, dass der Mikroprozessoren-Markt normal funktioniert." Die Kommission habe in ihrer Auflistung der Vorwürfe auch einige sachliche Fehler gemacht, die vermutlich auf Missverständnissen beruhten. Das Unternehmen werde diese gemeinsam mit der Behörde ausräumen, sagte Sewell.
AMD wirft Intel seit längerem massive Wettbewerbsverstöße vor und das nicht nur in Europa. In den USA, Südamerika und anderen Ländern hat AMD auch formell Klage gegen Intel eingereicht, ein Urteil steht jeweils noch aus. Im abgelaufenen Quartal verbuchte AMD wegen des harten Konkurrenzkampfes mit dem Erzrivalen einen Verlust.
Quelle: ntv.de