Meldungen

Aktionärsschützer geißeln "Jahr der großen Sünder"

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat das Börsenjahr 2006 als "das Jahr der großen Sünder" verbucht. "In den letzten Jahren haben wir hauptsächlich über die Skandale der Kleingesellschaften und die Ausläufer des Neuen Marktes berichtet", sagte SdK-Chef Klaus Schneider am Montag bei der Vorstellung des "Schwarzbuch Börse". "Diesmal hat es auch ein halbes Dutzend Dax-Unternehmen geschafft -mit den unterschiedlichsten Fehlentwicklungen."

Der Aktionärsverband kritisierte ThyssenKrupp und Volkswagen, wo nach Auffasung der SdK die Kleinaktionäre benachteiligt werden. "Ausgerechnet mit Unterstützung von Gerhard Cromme, dem Vorsitzenden der Regierungskommission Corporate Governance und Aufsichtsratsvorsitzenden von ThyssenKrupp, ist es gelungen, den Großaktionären Sondervorteile zuzuschanzen. Eine Stiftung hat jetzt das Recht, über die Köpfe aller anderen Aktionäre hinweg drei Aufsichtsratsmitglieder zu bestimmen", heißt es im Schwarzbuch. Die Krupp-Stiftung hatte zuletzt gegen den Widerstand von Aktionärsverbänden einen weiteren Aufsichtsratsposten erhalten.

Auch die Personalpolitik des VW-Aufsichtsrats stört den Verband: "Anfang November vollzog der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech einen Führungswechsel, der einem Staatsstreich gleichkam", urteilte Schneider. "Wessen Interessen Piech bei VW vertritt, ist klar: Die von Porsche, wo er als Enkel von Firmengründer Ferdinand Porsche Stammaktionär ist."

Bei dem Chemiekonzern Altana geißelte die SdK den Verkauf des Medikamentengeschäfts an die dänische Nycomed. "Das, was von Altana nach dem Verkauf der Pharmasparte übrig ist, ist nur noch ein Bruchteil des einstigen Unternehmens. Auch der Plan, den Erlös von 4,6 Milliarden Euro fast vollständig als Sonderdividende auszuschütten, fand bei den Kleinaktionären wenig Akzeptanz. Großaktionärin Susanne Klatten sei die einzige, die sich voll und ganz über die Sonderdividende von 32 Euro je Aktie freuen könne, "weil sie die nicht versteuern muss."

Während die SdK bei Siemens die Reaktionen des Managements und Aufsichtsrats auf den Schwarzgeld-Skandal kritisiert, fordert sie beim Touristikkonzern TUI gleich den Rücktritt des Vorstandschef Michael Frenzel wegen dessen angeblich erfolgloser Konzernstrategie. Bei der Deutschen Telekom klagen die Kleinaktionäre zehn Jahre nach dem Börsendebüt einmal mehr über den niedrigen Kurs des Papiers. Und den Versuch der Mailänder Großbank UniCredit, die restlichen Kleinaktionäre nun doch aus der HypoVereinsbank zu drängen, bezeichnen sie als "Banküberfall auf Italienisch."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen