Angeschlagene Morgan Stanley Japanischer Riese hilft
22.09.2008, 20:01 UhrJapans größte Bank Mitsubishi UFJ Financial Group, MUFG, will sich im Rahmen einer strategischen Allianz mit bis zu 20 Prozent an der US-Wettbewerberin Morgan Stanley beteiligen. Das Geldhaus will zehn bis 20 Prozent der Stammaktien der US-Bank erwerben. Ausgehend von einem Preis von 31 Dollar je Morgan-Aktie könnte dies die Japaner nach eigenen Schätzungen maximal rund 8,5 Mrd. Dollar kosten. Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten und des Aktienkursverfalls benötigt Morgan Stanley dringend Kapital. Dementsprechend positiv wurde die Nachricht an der US-Börse aufgenommen – die Aktie der US-Bank sprang im New Yorker Mittagshandel um mehr als neun Prozent auf 29,75 Dollar.
"Dies ist ein nächster Schritt für die weitere Unabhängigkeit von Morgan Stanley. Die Bank hat ihre Verhandlungsposition für jedwede Art von Fusion oder Übernahme verbessert", sagte Michael Holland, Gründer des Vermögensverwalters Holland & Co. "Sie hat nun einen großen Investor mit viel größeren Anlagemöglichkeiten hinter sich."
Blick in die Bücher
Nach eigenen Angaben prüft MUFG die Bücher von Morgan Stanley derzeit sehr umfassend. Danach solle über den endgültigen Preis entschieden werden. Zudem solle bei Abschluss der Transaktion ein MUFG-Vertreter in das Direktorium der US-Bank wechseln. Die Beteiligung an Morgan Stanley wäre ein weiteres großes Engagement der Japaner in den USA. Das Institut hat vor kurzem angekündigt, die vollständige Kontrolle über die kalifornische Geschäftsbank UnionBanCal Corp übernehmen zu wollen. Für die noch fehlenden 35 Prozent der Aktien ist MUFG nach eigenen Angaben bereit, 3,5 Mrd. Dollar auf den Tisch zu legen.
Morgan Stanley teilte indes mit, dass eine Allianz mit MUFG bei der Expansion in Asien, beim geplanten Neuaufbau als Geschäftsbank und bei der Erhöhung des Kapitalgrundstocks helfe. Mit Einlagen von 1,1 Bio. Dollar seien die Japaner schließlich die weltweit zweitgrößte Geschäftsbank.
Angesichts des Sturms auf den Finanzmärkten hatte die US-Investmentbank gemeinsam mit ihrer letzten verbliebenen Rivalin Goldman Sachs ihr Geschäftsmodell über Bord geworfen und Zuflucht bei der Notenbank Fed gesucht. Damit ist das Geschäftsmodell der US-Investmentbank faktisch ausgelöscht, das die Wall Street mehr als 20 Jahre lang dominierte. Die beiden bislang relativ ungezügelten Branchenführer müssen sich damit künftig den deutlich strengeren Auflagen der Fed unterwerfen, können sich aber im Gegenzug auch im Privatkundengeschäft engagieren - etwa durch Übernahmen.
Quelle: ntv.de