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Heuschreckenplage im Dax KPMG glaubt nicht dran

Die Beratungsgesellschaft KPMG hält die Übernahme eines deutschen Großkonzerns durch Finanzinvestoren zumindest auf kurze Sicht für unwahrscheinlich. "Es wird viel darüber geredet - ich weiß aber nicht, ob da schon dieses Jahr eine Transaktion erfolgreich durchgeführt wird", sagte KPMG-Partnerin Martina Ecker. Das deutsche Aktienrecht erschwere solche Übernahmen, weil die Aktionäre hier weitaus mehr Rechte als in anderen Ländern hätten und Prozesse blockieren könnten. Noch schwieriger sei es, einen Konzern von der Börse zu nehmen. "Druck erzeugt immer Gegendruck", sagte Ecker. Versuche von Finanzinvestoren werde es aber sicherlich geben.

Zuletzt haben immer mehr Experten, Private-Equity-Fonds und Banker die Übernahme eines börsennotierten Konzerns aus dem Leitindex Dax prognostiziert. Der Reifenhersteller und Automobilzulieferer Continental hatte im September bestätigt, mehrere Fonds hätten Interesse am Kauf des Reifenherstellers und Automobilzulieferers aus Hannover signalisiert. Investmentbanker sehen auch andere Konzerne wie TUI oder Infineon als mögliche Übernahmeziele. Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen, vor allem wegen der Möglichkeit von Anfechtungsklagen der Minderheitsaktionäre. "Es ist extrem schwierig, einen großen deutschen Konzern zu übernehmen", sagte KKR-Deutschlandchef Johannes Huth kürzlich.

Keine "Mega-Deals"

Private-Equity-Fonds haben zuletzt Milliarden eingesammelt und stehen nun unter Druck, ihre Gelder zu investieren - was zu höheren Preisen und immer aggressiveren Finanzierungskonditionen bei Firmenkäufen führt. Einer Studie von KPMG zufolge werden für Finanzinvestoren aber auch Minderheitsbeteiligungen attraktiver. Mehr als ein Drittel der befragten 80 Private-Equity-Häuser sehe sich für den Einstieg bei einem Unternehmen mit weniger als 50 Prozent gerüstet. Vor etwa einem Jahr hatte der Finanzinvestor Blackstone für 2,7 Mrd. Euro einen Anteil von 4,5 Prozent an der Deutschen Telekom erworben. Es war die erste Minderheitsbeteiligung eines Private-Equity-Hauses an einem deutschen Großkonzern.

Laut der Studie blickt die Branche trotz des zunehmenden Wettbewerbs und Warnungen vor einer Überhitzung optimistisch in die Zukunft. Die Hälfte der Befragten rechne in den nächsten anderthalb Jahren bei Käufen mit einem Volumen von bis zu 400 Mio. Euro mit einer gleich bleibenden Zahl von Transaktionen, hieß es. 45 Prozent gingen sogar von einem Anstieg aus. Bei noch größeren Firmenkäufen rechne sogar jeder Zweite der Private-Equity-Experten mit einer steigenden Zahl von Abschlüssen. "Die ganz großen Transaktionen werden im Moment aber nicht erwartet", schränkte Ecker ein. Der Grund sei, dass viele deutsche Konzerne in den vergangenen Jahren ihre Portfolios bereinigt hätten und nun vorerst keine Verkäufe von Randbereichen mehr planten.

Quelle: ntv.de

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