Privater Investor gesucht Kampf um Saab und Opel
23.02.2009, 15:46 UhrFür die Rettung der beiden europäischen General-Motors-Töchter Opel und Saab wird die Suche nach einem privater Investor immer wichtiger. Sowohl die IG Metall in Deutschland als auch die schwedische Regierung machten dies mittlerweile zur Voraussetzung für ihr jeweiliges Engagement.
Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat und Frankfurter IG-Metall-Chef, schlug eine teilweise Herauslösung von Opel aus dem schwer angeschlagenen amerikanischen Mutterkonzern GM vor. Damit soll erreicht werden, dass sich andere an Opel beteiligen können, ohne dass die Verbindungen zu GM vollständig gekappt werden.
Das Management von GM Europa werde dem Aufsichtsrat am Freitag einen Überlebensplan vorlegen, der nach den Vorstellungen der Gewerkschaft "eine Perspektive für Opel als europäischer Konzern unter Beteiligung Dritter enthalten" werde, sagte Schild. Opel solle sich um einen weiteren Anteilseigner bemühen. Eine Herauslösung wäre auch Voraussetzung für staatliche Finanzhilfe, etwa in Form von Garantien.
Eine vollständige Trennung von GM wäre angesichts der Verflechtung beider Unternehmen und der globalen Struktur der Automobilindustrie "weder sinnvoll noch nötig", sagte Schild. Als Partner käme ein anderer Hersteller in Frage, "der Stärken hat, wo Opel Schwächen hat, und der Schwächen hat, wo Opel Stärken hat". Namen wollte Schild nicht nennen. Daimler und BMW hatten bereits einen Vorschlag von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt zurückgewiesen, der eine gemeinsame Rettungsaktion aller Autobauer für Opel erreichen wollte.
"Europ äische Lösung" gesucht
"Wir werden uns für eine europäische Lösung einsetzen und für alle europäischen Standorte, und wir werden dafür auch in den nächsten Tagen den Druck erhöhen", kündigte Schild an. GM Europa forderte er auf, Opel "als überlebensfähigen, eigenständig handelnden Konzern" zu erhalten. Als Rechtsform käme eine Aktiengesellschaft nach deutschem oder europäischem Recht in Frage. Dies würde auch einen Beitrag der Mitarbeiter in Form einer Arbeitnehmerbeteiligung erleichtern. "Wir wollen ja nicht einfach auf Löhne verzichten. Aber natürlich wissen wir, dass eine Restrukturierung möglicherweise auch die Arbeitnehmer in Anspruch nehmen wird", sagte Schild.
Opel mit seinen über 25.000 Beschäftigten und Standorten in vier Bundesländern strebt von der Bundesregierung einen Bürgschaftsrahmen von 2,6 Milliarden Euro statt bisher 1,8 Milliarden Euro an. Die Arbeitnehmer sollen zudem 700 Mio. an Kürzungen akzeptieren. Insgesamt wird der Finanzierungsbedarf von Opel auf 3,3 Milliarden Euro beziffert. Bund und Länder machen die Gewährung von Staatshilfen von der Vorlage eines tragfähigen Sanierungskonzepts durch den traditionsreichen Rüsselsheimer Autobauer abhängig.
Regierungssprecher Thomas Steg mahnte zur Zurückhaltung bis zur Vorlage eines Konzepts. Meldungen über vermeintliche Zahlungsschwierigkeiten führten dazu, dass die Lage komplizierter und schwieriger würde. Steg sagte auf die Frage, ob die Bundesregierung Opel auch fallenlassen könnte, die Bundesregierung habe sehr schnell Gesprächsbereitschaft signalisiert. "So etwas macht man nicht, um jemanden dann die kalte Schulter zu zeigen." Man habe immer deutlich gemacht, wenn ein Konzept vorliege, wolle man auch helfen.
Stockholm lehnt Einstieg ab
Schwedens Industrieministerin Maud Olofsson betonte, der Staat sei nur zu staatlichen Kreditgarantien bereit, wenn Saab einen privaten Investor finde. Der Staat sei nicht dazu da, einen Autobauer zu besitzen, bekräftigte sie. "Wir brauchen gesicherte Eigentumsverhältnisse, die Verantwortung für den Geschäftsplan tragen, damit Saab 2012, 2013 profitabel sein kann."
Saab-Chef Jan-Ake Jonsson sagte der Tageszeitung "Dagens Industri", nach dem Antrag auf Gläubigerschutz hätten sich Kaufinteressenten für Saab gemeldet. Die Opel-Schwestergesellschaft hatte als erster namhafter Autobauer im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise Gläubigerschutz erhalten. Auf diese Weise soll Saab saniert und ein unabhängiges und profitables Unternehmen werden, das für Investoren und Käufer interessant ist.
Schwedens Regierung bekräftige ihr Nein zu Soforthilfen für den Autohersteller Saab. Nach einem Besuch am Saab-Stammsitz Trollhättan sagte Olofsson, man könne über Hilfen erst bei langfristigen Bestandsgarantien durch den US-Konzern General Motors (GM) oder der Übernahme durch andere Eigner verhandeln. Bei der Einsetzung eines Insolvenzverwalters für Saab vergangene Woche hatte GM angekündigt, die Fortsetzung der Produktion bis Ende des Jahres mit 4100 Beschäftigten mitzufinanzieren, wenn auch die Regierung in Stockholm helfe.
Olofsson sagte, für solche Hilfen sei entscheidend, dass die Regierung in Stockholm "einen Eigner als Verhandlungspartner bekommt". Sie bestätigte, dass der bisherige Konzernchef Jan-ke Jonsson bei einem Gespräch erklärt habe, es gebe Kaufinteressenten. Weitere Einzelheiten wollte sie dazu nicht nennen. Saab ist mit einer Jahresproduktion von zuletzt 94.000 Autos hoch verschuldet und hat in den letzten Jahren stets Verluste eingefahren. GM sowie die deutsche Tochter Opel kämpfen ebenfalls um ihr Überleben.
Quelle: ntv.de