Mangel an Aufträgen Karmann streicht Stellen
01.10.2007, 09:42 UhrDer Cabrio-Spezialiste Karmann will an den Standorten Osnabrück und Rheine 1770 von rund 5000 Stellen abbauen. Als Grund für den Arbeitsplatzabbau nannte Karmann die "dramatisch veränderten Rahmenbedingungen im Fahrzeugbau".
In Rheine am Niederrhein baut die Firma bisher das Audi A4 Cabrio, der Auftrag läuft aber im Herbst 2008 aus. Dann sollen dort nur noch 100 von 1000 Stellen übrig bleiben. Künftig sollen in Rheine nur noch Cabriodächer gebaut werden. Auch in Osnabrück, wo unter anderem der Mercedes CLK von Daimler produziert wird, drohe 2009 das Aus für den Gesamtfahrzeugbau, wenn es nicht gelingt, bis Juli 2008 einen Nachfolgeauftrag zu gewinnen, sagte Geschäftsführer Peter Harbig. Zunächst sollen in Osnabrück binnen eines Jahres 870 Stellen gestrichen werden.
Bei Karmann fertigen derzeit noch 2400 Mitarbeiter 30.000 Autos im Jahr. Nach den Stellenstreichungen blieben davon nur gut 600 Beschäftigte übrig. Die großen Autohersteller lassen ihre Nischenmodelle immer seltener von Firmen wie Karmann, Valmet oder Magna Steyr bauen, weil sie ihre eigene Produktion besser auslasten wollen. "In Deutschland ist seit fünf Jahren kein Gesamtfahrzeug-Projekt an einen externen Dienstleister vergeben worden", sagte Harbig. Karmann verhandele zwar mit dem koreanischen Hersteller Kia und anderen Autobauern über neue Aufträge. Mit raschen Entscheidungen sei aber nicht zu rechnen. Würde der Gesamtfahrzeugbau geschlossen, fielen 35 bis 40 Prozent des Konzernumsatzes weg, sagte Harbig.
Verlust droht
Karmann peilt in diesem Jahr mit weltweit 7000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,5 (Vorjahr: 1,7) Milliarden Euro sowie ein ausgeglichenes Ergebnis an. "Operativ sind wir noch im Plan", sagte Harbig. Im nächsten Jahr könne Karmann in die Verlustzone rutschen, sagte er. Frisches Kapital benötige die Firma aber nicht. "Wir werden die Probleme aus eigener Kraft bewältigen." Die anderen drei Geschäftsbereiche - der Bau von Autodächern, Karosserieteilen und Werkzeugen für Karosseriepressen - seien zufriedenstellend ausgelastet. "Wir reagieren spät aber rechtzeitig", sagte Harbig. Verhandlungen mit dem Betriebsrat sollen kommende Woche beginnen.
Bereits 2006 hatte Karmann rund 700 Stellen gestrichen, weil sich der bei dem Zulieferer gefertigte Chrysler Crossfire nur schleppend verkaufte.
Quelle: ntv.de